Trendberichte der BGW: Coronapandemie rückt Inklusionshürden wieder ins Bewusstsein
In welcher Situation befindet sich die Behindertenhilfe in Deutschland? Einen ausführlichen Überblick bietet der Trendbericht 2021 „Behindertenhilfe in Deutschland“ der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW).
Zusätzlich präsentierte die BGW zwei weitere Berichte: zu den Auswirkungen der Coronapandemie und zum Thema Digitalisierung in der Arbeitswelt der Behindertenhilfe.
Die Berichte stellen aktuelle Zahlen & Fakten vor, zeigen die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Behindertenhilfe und den Arbeitsalltag auf und beleuchten die Chancen der Digitalisierung, die noch in den Kinderschuhen steckt. Warum trotz sinkender Arbeitslosenquoten von schwerbehinderten Menschen in den letzten Jahren kein durchgreifender Inklusionsfortschritt am Arbeitsmarkt erkennbar ist, welche Herausforderungen und auch Chancen durch die Coronapandemie entstanden sind und wie digitale Technologien helfen können, Barrieren abzubauen – das lesen Sie in der aktuellen Pressemitteilung des BGW.
Trendberichte zum Download
Diese und viele weitere Informationen sind den aktuellen Trendberichten der BGW zur Behindertenhilfe zu entnehmen. Alle drei Berichte stehen als PDF zum Download bereit unter www.bgw-online.de/berichte-behindertenhilfe
Distanzierung des BHP zur Aussage von Herrn Dr. Michael Winterhoff, veröffentlicht auf www.tagesschau.de
In der Dokumentation „Warum Kinder keine Tyrannen sind“, die am 09. August 2021 in der ARD ausgestrahlt wurde, werden schwere Vorwürfe erhoben gegen den Bonner Arzt Dr. med. Michael Winterhoff, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie – Psychotherapie. Ehemalige Patientinnen und Patienten, die zum Teil in „Heilpädagogischen Wohneinrichtungen“ lebten, und auch Eltern werfen Michael Winterhoff vor, er habe den ihn anvertrauten Kindern und Jugendlichen über Jahre hinweg Psychopharmaka verabreicht, teils ohne Diagnose oder ohne ausreichende Aufklärung und in mindestens einem Fall auch ohne Wissen der Sorgeberechtigten. Insbesondere das Neuroleptikum Pipamperon mussten einige PatientInnen laut der Dokumentation jahrelang einnehmen. Pipamperon ist ein Psychopharmakon aus der Gruppe der niederpotenten Neuroleptika (Antipsychotika) und gehört zu den Butyrophenonen. Es wirkt sedierend.
Nach der Sendung wurde auf verschiedenen digitalen Kanälen, unter anderem auf einer Webseite der Tagesschau (https://www.tagesschau.de/investigativ/wdr/kinderpsychiater-winterhoff-109.html), eine Aussage von Herrn Dr. Winterhoff wiedergegeben, in der er argumentiert, dass in vielen Fällen der Einsatz des Medikamentes Pipamperon eine heilpädagogische Behandlung von Kindern erst möglich mache.
Nun gibt es in der Tat psychiatrische Erkrankungen im Kindesalter wie auch ADHS, die so schwerwiegend sein können, dass sie zum Beispiel die Teilnahme an einem Klassenunterricht, zumindest unter den gegebenen Bedingungen einer Regelschule, sehr erschweren oder gar unmöglich machen. Eine medikamentöse Behandlung kann hier nach Abwägung aller Faktoren, der Aufklärung aller Beteiligten und unter strenger ärztlicher Begleitung bzw. Kontrolle durchaus hilfreich sein und dem Kind ermöglichen, sich zu konzentrieren, mit Aufgaben auseinanderzusetzen und mit anderen konstruktiv in Beziehung zu treten. Sekundäre Beeinträchtigungen können so vermieden werden.
Der Berufs- und Fachverband Heilpädagogik (BHP) e. V. distanziert sich dennoch von der Aussage Dr. Winterhoffs, die den Eindruck erweckt, dass die Behandlung mit Psychopharmaka in vielen Fällen die Voraussetzung für eine heilpädagogische Arbeit mit Heranwachsenden sei.
Heilpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen basiert auf einem Bild vom jungen Menschen, der nicht, wie in den Veröffentlichungen Dr. Winterhoffs, als potentieller „Tyrann“ oder „Monster“ gesehen wird, sondern als Person, die sich in jedem einzelnen Menschen auf individuell einzigartige und gleichwertige Weise und in Wechselbeziehungen mit den sozialen und ökologischen Umwelten konkretisiert.
Heilpädagogik zielt deshalb auf volle und wirksame gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation (Inklusion) sowie auf die Entdeckung und Entwicklung individueller Ressourcen und Begabungen (begleitende Unterstützung) ab und beinhaltet ein Offensein für individuell erlebte Sinnhaftigkeit und ihrer Verwirklichungsformen (Sinnerfüllung).
Heilpädagoginnen und Heilpädagogen bieten Unterstützung bei der Bewältigung erschwerter Lebenslagen und -situationen, Risiken und Belastungen. Heilpädagogik im Sinne einer differenzierten Pädagogik bereitet Kinder und Jugendliche auf eine lebenswerte Zukunft vor und unterstützt sie dabei, ihre Talente zu entfalten, sich Aufgaben zu stellen und ihre Lebenschancen zu nutzen. Heilpädagogische Arbeit bezieht die Erziehungssorgeberechtigten mit ein.
Heilpädagogische Handlungskonzepte basieren deshalb auch auf einer Vielzahl bindungs- und beziehungsgestützter, ressourcen- und teilhabeorientierter Handlungsansätze und nicht auf dem Einsatz bestimmter Psychopharmaka.
Der Vorstand und die Geschäftsführung des BHP e. V.
Server-Umzug: BHP-Webseiten vom 16. bis 27. August zweitweise nicht verfügbar
Im Zeitraum vom 16. bis 27. August stellt der BHP seine Server um, weswegen die Webseiten https://bhponline.de, https://eahonline.de, https://bhpagentur.de, https://bhpverlag.de, https://heilpaedagogikwirkt.de sowie die Seite des IGhB (https://ighb.eu) zeitweise nicht aufrufbar sein werden. Dies wird für die jeweiligen Seiten maximal eine Nichtverfügbarkeit von 24 Stunden bedeuten.

Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter legt Überarbeitung gemeinsamer Empfehlungen zur Kostenbeteiligung vor
Die 4., neu bearbeitete Fassung der gemeinsamen Empfehlungen zur Kostenbeteiligung nach dem SGB VIII ist kürzlich erschienen. Die Heranziehungsempfehlungen beinhalten ausschließlich die Beteiligung an den Kosten für stationäre und teilstationäre Leistungen sowie vorläufige Maßnahmen nach §§ 91 ff. SGB VIII.
Bei der Überarbeitung der gemeinsamen Empfehlungen zur Kostenbeteiligung nach dem SGB VIII wurde weiterhin auf eine Orientierung an den Arbeitsprozessen geachtet, um die Sachbearbeitung in der Kostenheranziehung zu unterstützen.
Weitere Informationen sind auf dem Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe zu finden: https://www.jugendhilfeportal.de/fokus/sgb-viii/artikel/bag-landesjugendaemter-legt-ueberarbeitung-gemeinsamer-empfehlungen-zur-kostenbeteiligung-vor/
Die Empfehlungen selbst liegen als PDF vor: www.bagljae.de/assets/downloads/152_gemeinsame-empfehlungen_stand_09.07.2021.pdf
heilpaedagogik.de: Themenheft Autismus erschienen
Die neue Ausgabe der BHP Fachzeitschrift heilpaedagogik.de ist erschienen. Das aktuelle Themenheft setzt einen Fokus auf das Thema Autismus. Außerdem informiert die heilpaedagogik.de über aktuelle berufspolitische Themen sowie über die verbandliche Arbeit des BHP.
Mitglieder des BHP erhalten die BHP Fachzeitschrift heilpaedagogik.de vierteljährlich kostenfrei frei Haus. Nichtmitglieder können die Fachzeitschrift als Einzelexemplar oder im Abonnement beziehen.
Jetzt das Inhaltsverzeichnis der aktuellen Ausgabe anschauen und die BHP Fachzeitschrift online kaufen!
Weitere Informationen zur aktuellen Ausgabe plus Online-Inhalte finden Sie hier: https://bhponline.de/heilpaedagogik-de-2021-3/
Aktionsprogramms "Aufholen nach Corona" – Maßnahmenübersicht
Um Kinder und Jugendliche auf dem Weg zurück in ein unbeschwertes Aufwachsen zu begleiten und sie beim Aufholen von Lernrückständen zu unterstützen, investiert die Bundesregierung zwei Milliarden Euro in das Aktionsprogramm Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche. Dieses wird eingesetzt
- zum Abbau von Lernrückständen (1 Mrd. Euro) und
- zur Förderung frühkindlicher Bildung, für Freizeit-, Ferien- und Sportaktivitätensowie für die Begleitung von Kindern und Jugendlichen im Alltag und in der Schule (1 Mrd. Euro)
Eine erste Übersicht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) zu den detaillierten Maßnahmeplanungen der Länder Stand 06/21 können Sie hier herunterladen:
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Veranstaltung der Bundesfachgruppe Arbeit mit alternden Menschen
Die Bundesfachgruppe Arbeit mit alternden Menschen veranstaltete am Montag, den 21. Juni 2021 eine Zoomsitzung mit Frau Astrid Lärm, Leiterin der Geschäftsstelle Nationale Demenzstrategie am Deutschen Zentrum für Altersfragen, und ihrer Frau Barbara Boos.
Sandra Kapinsky, Vorstandsmitglied des BHP e. V., konnte gemeinsam mit Heike Schricker, Landesfachgruppensprecherin aus Bayern, fast 30 interessierte Kolleginnen und Kollegen begrüßen und zum Austausch einladen.
Frau Lärm präsentierte die Ziele, die Arbeitsweise und KooperationspartnerInnen des Netzwerkes Nationale Demenzstrategie und ging auf Fragen ein.
Initiiert wurde dieses Netzwerk federführend vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Bundesministerium für Gesundheit. Für den Bereich der Forschung übernahm das Bundesministerium für Bildung und Forschung die Zuständigkeit – der Evaluationszeitraum endet 2026.
Weitere Informationen finden Sie hier: https://www.nationale-demenzstrategie.de/
Deutlich wurde im gemeinsamen Gespräch, dass die Profession Heilpädagogik im interdisziplinären Kontext der Altenhilfe wichtige Beiträge in der Begleitung, Beratung und Betreuung spielen kann und ihre Rolle aktiv ausbauen sollte.
Dabei wird der Verband zukünftig seine Kolleginnen und Kollegen noch besser unterstützen können, weil der BHP e. V. jetzt auch Mitglied im Netzwerk der Nationalen Demenzstrategie ist und sich so mit den AkteurInnen im Feld vernetzen und auseinandersetzen wird.
Wir hoffen, damit die Stellung von HeilpädagogInnen im Handlungsfeld Arbeit mit alternden Menschen zu verbessern und auszubauen.
Mit diesem Auftakttreffen der Bundesfachgruppe ist geplant, sich einmal im Halbjahr bundesweit auszutauschen.
Sie können sich gerne schon den 29. November 2021 für das nächste Treffen vormerken – und daneben in den einzelnen Bundesländern Landesfachgruppen aufbauen, wie sie in Bayern jetzt schon besteht.
Wenn Sie Interesse an dieser ehrenamtlichen Arbeit haben, nehmen Sie gerne Kontakt mit Doris Albert, Bundesgeschäftsstelle Berlin, auf: doris.albert@bhponline.de
Begleitung von Menschen mit Behinderungen im Krankenhaus: Kostenübernahme geregelt
Das Bundeskabinett hat am 16.06.2021 eine Formulierungshilfe für gesetzliche Änderungen verabschiedet, mit denen die Finanzierung der Begleitung von Menschen mit Behinderungen im Krankenhaus durch vertraute Bezugspersonen geregelt wird. Die Regelung gilt für alle Menschen, die Leistungen der Eingliederungshilfe erhalten.
Die bislang ungeklärte Kostenträgerschaft in diesen Fällen ist nun klar und transparent: Erfolgt die Begleitung durch Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter eines Leistungserbringers der Eingliederungshilfe, übernehmen die für die Leistungen der Eingliederungshilfe zuständigen Träger die Personalkosten. Bei einer Begleitung durch Personen aus dem persönlichen Umfeld der Betroffenen, leistet die gesetzliche Krankenversicherung im Fall der Mitaufnahme oder ganztätigen Begleitung einen Ausgleich für den Verdienstausfall der Begleitpersonen.
Ausführliche Informationen finden Sie hier: https://www.juris.de/jportal/portal/page/homerl.psml?nid=jnachr-JUNA210602341&wt_mc=pushservice&cmsuri=%2Fjuris%2Fde%2Fnachrichten%2Fzeigenachricht.jsp
Fachverbände für Menschen mit Behinderung fordern Finanzierung bei Assistenz im Krankenhaus
Der BHP unterstützt die Forderungen der Fachverbände für Menschen mit Behinderung, dass das „Gesetz zur Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung“ (GVWG) auch für die Regelung zur Finanzierung der Begleitung von Menschen mit Behinderung im Krankenhaus genutzt wird.
Die Finanzierung der Assistenz für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung im Krankenhaus ist nicht geregelt. Das führt dazu, dass Behandlungen aufgeschoben werden oder gar ganz unterbleiben. Erst kürzlich hat der Bundestag mit der Verabschiedung des Teilhabestärkungsgesetzes die Bundesregierung aufgefordert, noch in dieser Legislaturperiode zur Lösung dieses Problems einen Vorschlag zu unterbreiten.
Zudem fordern die Fachverbände für Menschen mit Behinderung, dass mit diesem Gesetzgebungsvorhaben in den letzten Sitzungen des Bundestages in dieser Legislaturperiode auch die Leistungsgerechtigkeit der Pflegeversicherung für Menschen mit Behinderung in den Blick genommen wird.
Die vollständige Pressemitteilung finden Sie u. a. auf den Seiten des Bundesverbandes für körper-und mehrfachbehinderte Menschen: https://bvkm.de/wp-content/uploads/2021/06/20210607-mm-fachverbaende-blitz-pflegereform.pdf
Informationen zu den Fachverbänden für Menschen mit Behinderung finden Sie hier: https://diefachverbaende.de
BHP Erklärvideo: Wie werde ich Heilpädagoge oder Heilpädagogin?
Bevor man die Berufslaufbahn des Heilpädagogen/der Heilpädagogin einschlägt, ergeben sich für einen zunächst viele Fragen: Welche Voraussetzungen muss ich hierfür mitbringen, welche unterschiedlichen Wege gibt es, um die Ausbildung zu absolvieren, wo und wie kann ich mich ausbilden lassen?
Der BHP hat die Antworten zu diesen Fragen in einem kurzen Erklärvideo aufbereitet.
Weitere Informationen rund um das Thema Studium und Ausbildung finden Sie auf den Seiten der EAH: https://eahonline.de/studium-und-ausbildung/