Speakers Corner
Nutzen Sie die Mittagspause für verdichtete Einblicke in ausgesuchte Fragestellungen der heilpädagogischen Praxis in unserem Speakers Corner.
Folgende Beiträge sind geplant:
13.00-13.15 Uhr: Heilpädagogische Perspektiven: Eine partizipative Analyse des Selbsterlebens von Menschen mit Behinderungserfahrung im sozialistischen System der DDR | Sandro Sternhagen
Die soziale Integration von Menschen mit Behinderungserfahrung im sozialistischen System der DDR war stark von staatlicher Kontrolle geprägt. Während Menschen mit geringeren Beeinträchtigungen oft in Arbeit und Gesellschaft integriert wurden, galten Menschen mit schwereren Behinderungen schnell als „bildungsunfähig“ und wurden in Institutionen untergebracht – mit minimalen individuellen Fördermöglichkeiten, die oft vom Wohlwollen Einzelner abhingen. Diese strukturellen Ausschlussmechanismen wirkten sich tief auf das Selbsterleben aus und beeinflussen bis heute Inklusionsdiskurse.
Zentrale Erkenntnisse aus diesem Forschungsprojekt werden vorgestellt. Der partizipative Ansatz der Studie wird erlebbar gemacht: Co-Forschende mit Behinderungserfahrung waren aktiv in die Methodenwahl, Reflexion der Ergebnisse und die Entwicklung weiterführender Fragestellungen eingebunden. Gemeinsam mit den Teilnehmenden – Heilpädagog:innen mit verschiedenen beruflichen Hintergründen – werden historische und aktuelle Exklusions- und Inklusionsmechanismen diskutiert. Ziel ist eine praxisnahe Reflexion darüber, wie diese Erkenntnisse in die heutige heilpädagogische Arbeit einfließen können.
13.15-13.30 Uhr: Lebenserfahrung von Mädchen aus dem Autismusspektrum in der Adoleszenz | Nadine Held
Die Masterarbeit untersucht die Lebenserfahrung von Mädchen aus dem Autismusspektrum in der Adoleszenz mit Fokus auf inklusive pädagogische Maßnahmen zur Förderung der Partizipation. Untersucht wird, wie inklusive Ansätze Partizipation ermöglichen und welche belastenden Erfahrungen die Identitätsbildung und Autonomie beeinflussen. Theoretisch werden neurobiologische und intersektionale Aspekte des Autismusspektrums sowie rechtliche Rahmenbedingungen und Konzepte wie Barrierefreiheit beleuchtet. Methodisch folgt die Arbeit einem qualitativen Ansatz mit leitfadengestützten Interviews und dokumentierender Beobachtung. Die Analyse basiert auf der qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker. Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Ausschlüsse hinderlich, aber auch transformativ wirken können. Daraus werden Handlungsempfehlungen zur Förderung barrierefreier sozialer Räume und responsiver Kommunikation abgeleitet.
13.30-13.45 Uhr: „Mütterlichkeit reformiert die Gesellschaft“ – Eine Oral-History-Analyse über die Rolle von Hausmüttern in diakonischen Betriebsfamilien im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen | Sandra Hoier
Die Forschungsarbeit meiner Masterthesis untersucht die Rolle von Mütterlichkeit und Fürsorge in diakonischen Betriebsfamilien, sowie deren Einfluss auf Geschlechterrollen im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen. Im Mittelpunkt stehen die Erfahrungen ehemaliger Hausmütter, die durch Oral-History-Interviews erfasst und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet werden. Die Untersuchung zielt darauf ab, die historischen und sozialen Dimensionen dieser spezifischen Form institutioneller Betreuung zu erfassen und deren langfristige Auswirkungen auf Geschlechterrollen und Care-Arbeit zu analysieren.