Irgendwas mit Menschen – Der Heilpädagogik-Podcast

Was macht die Heilpädagogik so faszinierend?

Rihab Chaabane, Jan Steffens und Philipp Bryant sprechen einmal im Monat mit ihren Gästen über alles, was die Profession so hergibt: Wie können HeilpädagogInnen an inklusiven Strukturen arbeiten? Wieviel Macht hat unsere Sprache? Wie ist es um die gesellschaftliche und finanzielle Anerkennung von HeilpädagogInnen bestellt und warum stellt sich die Heilpädagogik eigentlich so gern selbst infrage? Sprachsensibilität, Barrierefreiheit und Teilhabe am Arbeitsleben interessieren euch auch?

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Staffel 2

Folge 4: Thorsten Janssen, was bietet die ambulante Jugendhilfe als Arbeitsfeld für Heilpädagog:innen?

Folge 3: Andrea Gier-Dufern, was kann die Heilpädagogik zu einer guten Schulbegleitung und einer inklusiven Schule beitragen?

Folge 2: Susanne Jonas, wie inklusiv sind unsere Kitas?

Folge 1: Gitta Hüttmann, was macht die Frühförderung als Handlungsfeld für Heilpädagog:innen aus?

Transkript zur Folge: Gitta Hüttmann, was macht die Frühförderung als Handlungsfeld für Heilpädagog:innen aus?

Veröffentlicht am 18.01.2024

[Musik spielt..]
Gitta Hüttmann: Es geht nicht um dieses schneller, höher, weiter, sondern es geht darum, mit kleinen Schritten zu schauen, wo steht derjenige, was braucht der? Und vor allen Dingen den Eltern das Gefühl zu geben, auch ein Kind mit schweren Beeinträchtigungen hat Riesenressourcen. Und die müssen wir gemeinsam erkennen und dann da ansetzen. #00:00:21‑9#
[… Musik spielt]
Rihab Chaabane: (…) Einen wunderschönen guten Morgen. Guten Tag. Guten Abend oder wann auch immer du diese Folge hörst von „Irgendwas mit Menschen. Der Heilpädagogik-Podcast“. Ich bin Rihab Chaabane. #00:00:45‑5#
Philipp Bryant: Und ich bin Philipp Bryant. Ich freue mich total, heute hier zu sein. Und weil es nicht nur schön war, immer mit dir gemeinsam oder auch mit Jan gemeinsam zu moderieren, gibt es eine zweite Staffel. #00:00:58‑4#

Rihab Chaabane: Yes! #00:01:00‑0#

Philipp Bryant: Ja. Und das ist heute der Start. Die erste Folge. #00:01:03‑7#

Rihab Chaabane: Genau. Und in dieser zweiten Staffel haben wir uns ja so überlegt, dass wir quasi so von der Wiege bis zur Bahre mit der Heilpädagogik gehen und uns anschauen, welchen Mehrwert leistet eigentlich die Heilpädagogik in den verschiedenen Handlungsfeldern von Frühförderung, Kita, Schule bis hin zur Altenhilfe? Und was ist heute, Philipp? #00:01:22‑1#

Philipp Bryant: Heute sprechen wir über das Thema Frühförderung. Und das wird ähnlich wie wir die Erfahrung, glaube ich, in der letzten Staffel schon gemacht haben, so sein, dass wir mit unseren Gästen einen guten Austausch haben und dass wir das Handlungsfeld beleuchten. Ohne jetzt mit dem Anspruch da ranzugehen, alles bis ins letzte Detail zu klären, sondern gemeinsam zu denken. Und das rund um das Thema Frühförderung. #00:01:47‑8#

Rihab Chaabane: Wer ist denn unsere heutige Gästin? #00:01:50‑2#

Philipp Bryant: Das ist die Frau Gitta Hüttmann. Herzlich willkommen! #00:01:53‑4#

Gitta Hüttmann: Ja, herzlich willkommen auch von mir an Sie beide. Hallo. #00:01:57‑5#

Rihab Chaabane: Danke, schön, dass Sie da sind, Frau Hüttmann. Frau Hüttmann, wir machen es jetzt mal andersrum. Was glauben Sie denn, warum wir Sie ausgesucht, Sie eingeladen haben für diese Folge und das Thema Frühförderung? #00:02:11‑8#
Gitta Hüttmann: Vielleicht, weil ich schon so lange im System Frühförderung unterwegs bin, also seit über 30 Jahren. Und weil ich durch meine Netzwerktätigkeit mit dem Berufsverband der Heilpädagogen sehr eng zusammenarbeite, über auch viele, viele Jahre. #00:02:35‑7#

Rihab Chaabane: Das war eine sehr bescheidene Vorstellung. #00:02:39‑8#
Rihab Chaabane: Sie leiten ja zum Beispiel auch die überregionale Arbeitsstelle für Frühförderung in Brandenburg seit über 22 Jahren. Sie haben auch so eine politische Mittlerfunktion. Sie beraten den Landtag zum Beispiel, wenn es um das Thema komplexe Frühförderleistung geht. Also wenn es um Frühförderung geht, dann sind sie quasi die Ansprechperson. Und deshalb freuen wir uns ganz besonders, dass wir heute mit Ihnen gemeinsam sprechen, laut denken können und hoffentlich auch ganz viel lernen können. #00:03:13‑3#

Gitta Hüttmann: Ja, ich freue mich auch ganz doll, bei Ihnen zu sein. Und das ist für mich Premiere. So was habe ich noch nicht gemacht, so einen Podcast. Und ich bin gespannt, ob das was ist, was auch in der Praxis der Szene ankommt, gehört wird und ja, hoffentlich auch weitergetragen wird. Und vielleicht bin ich ein bisschen ja bescheiden, wie Sie so schön sagten, weil in der Frühförderung geht es nie alleine gut vorwärts, sondern immer nur gemeinsam. #00:03:48‑8#

Rihab Chaabane: Aha, da sind wir schon mittendrin. #00:03:50‑5#

Philipp Bryant: Spannend. Genau. Bevor wir jetzt richtig inhaltlich einsteigen, Frau Hüttmann. Wir haben das im Vorgespräch ja schon kurz thematisiert. Sie haben jetzt für die Frage, die ich Ihnen gleich stelle, 90 Sekunden Zeit, die zu beantworten. Und wenn der Timer dann bimmelt, dann kommen Sie auf jeden Fall zum Ende. Es geht nicht darum, dass wir danach nichts mehr aufgreifen können, sondern dass wir damit so ein Start legen wollen. Und jetzt haben Sie schon so etwas wie Komplexleistung erwähnt und das würde ich gerne aufnehmen für diese Frage und wird zum Einstieg gerne im Rahmen dieses Elevator Pitch von Ihnen wissen. Was unterscheidet denn die Solitäre und die komplexe Frühförderung voneinander bzw. wieso macht eine Unterscheidung Sinn? Hm. #00:04:37‑1#

Gitta Hüttmann: Ich fange mal mit unseren wichtigen Ansprechpartnern an. Das sind die Eltern und Kinder, die Kinder haben Behinderungen oder drohende Behinderungen, sagt der Gesetzgeber als Begriff. Das sind auch Kinder mit Entwicklungsverzögerung. Und diese Eltern, die suchen sich diverse unterschiedliche Leistungen für die Kinder in unserem Handlungsfeld ab Geburt bis Schuleintritt. Und das ist manchmal nicht so einfach und durcheinander, weil die Fachkräfte vielleicht den Eltern einzeln ganz viel anderes Unterschiedliches sagen. Und wenn wir uns abstimmen, die Fachkräfte in der Frühförderung, dann sind wir in der Komplexleistung. Und dann erhalten Eltern für ihre Kinder und für sich selber abgestimmte Informationen. Und das ist der Unterschied. Solitär ist ein Begriff, der sagt jeder einzeln mit den Eltern, auch die Heilpädagogik. Und das ist nicht so gut wie der Gewinn des Gemeinsam für die Eltern und Kinder. Da sind wir breiter aufgestellt in der Therapie, Pädagogik und ärztlichen, psychologischen und weiteren Leistungen. #00:05:48‑6#

Rihab Chaabane: Sie haben noch 18 Sekunden. Wollen Sie sie noch nutzen oder wollen Sie den Rekord hier schlagen? #00:05:57‑3#

Gitta Hüttmann: Also, das war so ziemlich die Definition. Ach so, und vielleicht noch doch noch einen Satz. Und dieses gemeinsame Abstimmen, das da gehört in der Komplexleistung dazu. Die offene Beratung, die interdisziplinäre Diagnostik und nicht nur die heilpädagogische. Also auch Arzt, Pädagoge, Therapeut und am Ende auch die Leistungserbringung mit Eltern und Kind, also das Arbeiten nach Bewilligung. Das soll immer abgestimmt erfolgen. Und dann ist es Komplexleistung. #00:06:30‑9#

Philipp Bryant: So, jetzt haben Sie ganz, ganz viele spannende Aspekte in dieser Antwort und der Kleinen nach Antwort schon benannt. Und ich glaube, da können wir uns jetzt mal drauf stürzen, um das ein bisschen zu verdeutlichen und auch vielleicht zu entwirren. Also weil ich habe beim Zuhören festgestellt, dass das zwar sehr deutlich geworden ist, zwischen der solitären und komplexen Frühförderleistung zu unterscheiden und dennoch stecken da ja ganz viele Informationen so zwischen den Zeilen drin in Bezug auf Kompetenzen, die man braucht. Ähm, ein Selbstverständnis unserer Disziplin und Profession. Und wie gehen wir das Ganze an? Und da würde ich gerne mal ja zumindest anschließend einsteigen. Sie haben erst mal zwischen Pädagogik und Therapie unterschieden. Das finde ich sehr spannend. Können Sie uns dazu noch ein bisschen was aus Ihrer Sicht als Expertin für Frühförderung? Ja, ein bisschen was noch erklärend dazu erwähnen? #00:07:30‑9#

Gitta Hüttmann: Genau. Also die Heilpädagogen haben ja ihr ihr Profil durch ihre Studiengänge, die auch unterschiedlich sind in Deutschland und wo man sie machen möchte. Und die therapeutischen Berufsgruppen, das sind insbesondere Logopäden, Ergotherapeutinnen, Physiotherapeutinnen. Ja, mit dem Gendern habe ich es noch nicht ganz so. Da muss ich noch an mir arbeiten. #00:07:59‑6#
Gitta Hüttmann: Und diese therapeutischen Berufsgruppen, die sind anders qualifiziert als die Pädagoginnen. Und gemeinsam im Austausch profitieren auch die Fachkräfte untereinander voneinander, weil sie Lernende im Prozess bleiben und gemeinsam dann überlegen können Was passt genau für dieses Kind in der Unterstützung und für diese Familie? Manchmal braucht ein sprach auffälliges Kind Heilpädagogik und Logopädie, manchmal braucht ein sprach auffälliges Kind nur die Logopädie und im Hintergrund den Heilpädagogen, der sich ab und zu nur mit der Logopädin abstimmt. #00:08:46‑1#

Rihab Chaabane: Spricht man dann trotzdem noch von Komplexleistung, auch wenn es quasi nur die Logopädie wäre, ist es dann da komplex? #00:08:55‑5#

Gitta Hüttmann: Das ist die Sichtweise auf die Dinge, die noch unterschiedlich ist. Die Frage ist darum total wichtig. Der Gesetzgeber hat es nicht ganz klar an der Stelle ausformuliert. Da bleibt eine kleine Lücke und die Fachwelt versteht die Zusammenarbeit immer als Komplexleistung. Denn in einer Stelle arbeiten die Fachkräfte ja immer zusammen, egal ob das Kind mal eine, zwei oder dann mal wieder eine oder drei Leistungen braucht. Der Gesetzgeber hat aber was ganz Tolles gemacht. Der hat nämlich in den Paragraf 46 SGB IX reingeschrieben, dass die Leistungen nacheinander zeitversetzt und in unterschiedlicher Intensität für Eltern und Kind geleistet werden dürfen. Und dann versteht die Fachwelt das so, dass natürlich, wenn eine Logopädin ein Vierteljahr mit dem Kind arbeitet und dann sagt, Du Heilpädagogin, jetzt müssen wir wieder gemeinsam schauen, wie es weitergeht. Und die Ärztin ist ja auch ganz wichtig im Rahmen der Diagnostik, Eingangsdiagnostik, Verlaufsdiagnostik gemeinsam mit den Fachkräften, der Pädagogik und Therapie zu schauen. Was braucht das Kind, dann wird es rund. Also Komplexleistung ist es aus Sicht der Fachwelt immer, wenn eine Stelle verschiedenste Fachkräfte unter einem Dach in den Austausch bringt und darüber hinaus auch über Kooperationen mit therapeutischen Praxen. Das ist auch möglich. #00:10:33‑9#

Rihab Chaabane: Weil Sie das Beispiel gebracht haben, Frau Hüttmann, mit Logopädie und Heilpädagogik. Ich musste gerade an ein Kind denken, was ich, wo ich war, tatsächlich auch in der interdisziplinären Frühförderstelle in der Lebenshilfe in München, direkt nach dem Berufsleben, also direkt nach dem. Also zum Berufseinstieg. Und es gab ein Kind, das war, glaube ich, damals ein Junge, der war, glaube ich, vier Jahre alt und hat noch nicht gesprochen. Und es war noch keine klare Diagnose im Raum. Es war nicht klar, was das Thema ist. Und da war natürlich erstmal klar Logopädie muss rein. Und da hat eine Kollegin von mir erst mal einen Zeitraum eine Zeit lang Logopädie angeboten und es ging nicht voran. Es ist nichts passiert. Rein Logopädie, bis wir dann gesagt haben okay, wir gehen noch mal mit der Heilpädagogik rein und dann hatten wir quasi diese Interdisziplinarität und wir haben das Kind quasi ganz intensiv begleitet, heilpädagogisch und Logopädie. Und das war verrückt, dieses diese Interdisziplinarität und was es gebracht. Wir haben dann erkannt, es ist kein rein sprachliches Thema, sondern das Thema bei ihm war emotionaler Art und da war die Heilpädagogik total notwendig. Und erst in diesem Zusammenarbeiten kam dann auch die Sprache beim Kind innerhalb. Ich weiß, es hat vielleicht ein halbes Jahr dann noch gedauert. Also es ist nicht so, dass das dann von jetzt auf gleich passiert ist, aber so in diesem Prozess und da habe ich das wirklich richtig verstanden, wie schön das ist, wenn, wenn diese verschiedenen Zugänge zusammenkommen. #00:12:01‑3#

Gitta Hüttmann: Hm, da haben Sie jetzt ein super Beispiel genannt. Wenn es gelingt in den Frühförderstellen, das sind die Institutionen, in denen die Komplex Leistung erbracht werden soll, sagt der Gesetzgeber interdisziplinäre Frühförderstellen oder SPZs sozialpädiatrische Zentren. Diese arbeiten aktuell deutschlandweit überwiegend über das SGB fünf, also die Krankenkassen Finanzierung und weniger über die Leistungen der Eingliederungshilfe. Das ist auch ein spannendes Thema und ich würde mich jetzt wirklich konzentrieren auf die Frühförderstellen, weil die mit dem Beispiel, was sie gerade gebracht haben, interdisziplinär im Fokus der des interdisziplinären Austausches und der Heilpädagogik dann wichtig ist, wenn die Kinder genau diese vielen zwischen Probleme haben und wir teilhabeorientiert schauen, wo setzen wir jetzt an? Und die therapeutischen Fachkräfte, die sind immer mehr auch interdisziplinärer geschult. In ihren Studiengängen haben sie immer mehr auch das Thema Teilhabeorientierung dabei. Und dadurch passt der Austausch mit den Pädagoginnen, mit den Heilpädagogik Innen immer besser. Denn das Gesetz sagt Ein Kind braucht nicht per se eine Leistung, wenn es behindert oder von Behinderung bedroht ist, sondern wenn die Teilhabe eingeschränkt ist. Und das soll gemeinsam. ICF basiert mit der internationalen Klassifikation für Funktionsbeeinträchtigungen und Behinderungen ermittelt werden und das lernen jetzt auch in den Studiengängen Therapeuten gleichermaßen wie in den Studiengängen die Pädagoginnen. Und dadurch können die erst zusammenkommen. #00:14:07‑9#

Philipp Bryant: Das ist ganz, ganz spannend. Der Punkt, an dem wir uns befinden. Ich habe, ähm ich. Ich würde gerne einen Schritt zurückgehen, nämlich an den Punkt, wo sie jetzt. In einer, wie ich finde, sehr schön. Natürlich. Art und Weise das Wort der Teilhabe Orientierung so benutzen. Für mich ist es aber, wenn wir das einführen, etwas, wovon wir auf jeden Fall sprechen müssen. Also offensichtlich. Und deswegen würde ich Sie gerne mal danach fragen, Was ist denn das Ziel von Frühförderung? Und dabei aber nicht unterscheiden Solitär oder komplex, sondern grundsätzlich? Was wäre ein übergeordnetes Ziel von Frühförderung? #00:14:49‑5#

Gitta Hüttmann: (…) Ein Ziel von Frühförderung ist mit den Eltern für das Kind sagen wir darum, individuell zu gucken und individuelle Förderung in den Fokus zu setzen, mit den Eltern für das Kind bestmögliche Begleitung der Entwicklung anzubieten, Begleitung der Entwicklung für die Entwicklung des Kindes so herum es richtig Begleitung für die Entwicklung des Kindes, denn das Kind entwickelt sich aus sich selbst heraus und alle Experten drum herum sind können, wenn sie sich abstimmen, gemeinsame Unterstützer sein. Und die Eltern brauchen Beratungen insbesondere im Alltag zu Hause, damit sie auch für Kinder mit Auffälligkeiten vielleicht sogar ihren Alltag umstellen, weil manchmal der Alltag noch nicht so gut sich zeigt für das Kind. Und dann kann das Kind sich nicht gut entwickeln. Und ein ganz wichtiger Punkt ist zum Beispiel in der Interaktion zwischen Eltern und Kindern. Und die zeigt sich aktuell ja sehr vielschichtig in unserer Gesellschaft und teilweise kommt die Kommunikation zwischen Eltern und Kinder zu kurz. Und das mehr zu stärken ist ein wesentliches Ziel der Frühförderung. Also ich muss mit den Eltern individuell schauen, was braucht das Kind? Und dann Dinge anbieten, die die Eltern in ihren Alltag gut integrieren können. Weil die Frühförderung geht vielleicht einmal, zweimal die Woche in die Familie oder schaut sich auch in der Kita an, wie funktioniert da die Teilhabe für das Kind? Ist das Kind integriert in der Gruppe, hat es Freunde, spielt es viel alleine und dann nimmt sie das Wissen, was sie in der Kita ausgetauscht hat, gesehen hat mit in die Familie und spricht dann wieder mit den Eltern darüber und schaut, was kann im Alltag dort und dort an beiden Stellen vielleicht weiterentwickelt werden. So, und wenn das Kind parallel Therapien nutzt, dann wird das eben auch abgestimmt und überlegt, Wo macht es in welchem Zeitraum Sinn, dass eine Therapeutin mit dem Kind wie arbeitet und es ist das gemeinsame Ziel. #00:17:20‑6#

Philipp Bryant: Frau Hüttmann, ich. Ich habe eine Nachfrage. Sie beschreiben ja die Heilpädagogik oder bzw. Entschuldigung die Frühförderung als einen Rahmen Konstrukt was der Sie haben das als Selbstentwicklung des Kindes aus sich heraus einen Rahmen gibt und Eltern dabei unterstützt, Kommunikation, Interaktion, Rahmenbedingungen für das Aufwachsen der eigenen Kinder zu unterstützen. Jetzt höre ich da aber so etwas raus wie. Oder Da stellt sich für mich die Frage, auf welcher Grundlage wird das denn gemacht? Also woher weiß ich denn, was ist ein angemessen? Was ist richtig? Was soll ein Kind können müssen? Zu welchem Zeitpunkt? Und warum soll mein Kind Förderung kriegen, wenn alle anderen spielen können oder? Also da sind ja sehr stark vergleichende Blicke drin und da würde ich gerne noch mal so ein Stückchen mich hin bewegen im Gespräch. Wir haben eine Normvorstellung, wir haben eine bestimmte Wertvorstellung und letztendlich, also mal so ganz überspitzt oder zugespitzt formuliert, ist die Frühförderung dann auch ein Instrument, was dabei hilft? Kinder in die Lage zu versetzen, gesellschaftlich Sozialisationsaufgaben zu bewältigen. Damit die am Ende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nachgehen und das System am Laufen erhalten. #00:18:48‑7#

Gitta Hüttmann: (…) Wenn ich Ihre Frage nicht ganz richtig verstanden habe und in eine andere Richtung abdriftet, dann bringen Sie mich bitte wieder gut weg. #00:19:02‑8#

Philipp Bryant: Alles gut. #00:19:03‑8#

Gitta Hüttmann: Genau. Also die Frühförderung. Die gibt es ja schon sehr lange, die gibt es ja schon seit den 70er Jahren. Der Deutsche Bildungsrat hat durch das Engagement von Otto Speck zu seiner Zeit Forderungen erhoben. Und die Begrifflichkeiten aus diesen Forderungen finden sich bis heute in den deutschen Gesetzgebungen und ganz besonders jetzt im SGB IX Teil eins. Weil wir da zu Hause sind, sage ich mal, und das ist ein Rehagesetz. Das gilt auch schon für die Jugendhilfe und gleichermaßen für die Krankenkassen. Das haben die nur nicht immer so auf dem Schirm. So, und diese Gesetzlichkeiten brauchen wir zum Arbeiten und die geben den Rahmen. Und in dem Rahmen steckt natürlich drin, dass Heilpädagogik, Therapie, Medizin gemeinsam was machen sollen. Und dann ist die Frage, würde ich die so beantworten, die Sie jetzt dazu gestellt haben, dass es natürlich Grenzsteine der kindlichen Entwicklung gibt? Wann soll ein Kind was können? Das ist immer ein grober Maßstab, der sich wissenschaftlich evaluiert durch Forschungen so zeigt. Nehmen wir mal ein Kind, wo wir sagen Ungefähr zum Ersten Geburtstag beginnt das Kind mit Laufen oder und die ersten Worte zu sprechen, dann ist das der der Maßstab, den sich da jemand so durch die Entwicklung überlegt hat. Und wir sagen, in der Frühförderung ist es ganz wichtig, individuell auf das Kind zu schauen, Weil wenn wir sagen, das Kind entwickelt sich aus sich selbst heraus und dann schauen wir mit der und jetzt kommt’s mit der ICF, mit der internationalen Klassifikation, die wir seit der UN- Konvention an die Hand bekommen haben, und zwar alle Fachkräfte. Mehr oder minder wird die schon genutzt. Und mit der ICF sehen wir einmal das Gesundheitsproblem. Das ist ja auch der Fokus des Arztes mit den Körperfunktionen und Strukturen dahinter. Und wenn das Kind nun mal ein Downsyndrom hat und mit einem Jahr noch nicht laufen kann und vielleicht auch noch gar nicht sprechen kann, dann hat es, wenn wir in die Aktivität und Teilhabe gucken, für dieses Kind trotzdem bestimmt ganz viel Ressourcen, schon andere Dinge zu tun, die es mit diesem Gesundheitsproblem schon schafft. Und das bedeutet. #00:21:46‑0#

Philipp Bryant: Ja, das bedeutet ja, wenn ich Sie richtig verstehe, Frau Hüttmann, dass wir nicht diese steile These, die ich mal in den Raum gestellt haben, aufrechterhalten und sagen Ja, wir machen das hier, damit Sozialisation klappt. Sondern wenn ich Sie richtig verstehe, dann machen wir das, damit Individuation klappt. #00:22:01‑6#

Gitta Hüttmann: Genau, weil das Individuelle sich wohlfühlen ist ja der Garant dafür, dass ich in einer komplexen Gesellschaft meinen Platz finde, mich entwickeln kann. So haben wir Kinder mit Downsyndrom, die werden später Schauspieler. Ich benutze jetzt mal extra dieses oberpositive Beispiel. Diese Kinder hatten dann wahrscheinlich in sich drin andere Komponenten, andere Voraussetzungen. Vielleicht noch mal mit den Worten der ICF weiter zu sprechen, auch andere Umweltfaktoren um sich drum herum. Vielleicht war die Familie besonders unterstützend für dieses Kind mit Downsyndrom und die personenbezogenen Faktoren waren besonders gut ausgeprägt. Und dann haben wir ein anderes Kind mit Downsyndrom. Das hat ganz andere Voraussetzungen. Und da haben Sie recht. Ihre These, die kann so nicht greifen, weil ich finde, so, und da achten wir in der Frühförderung auch ganz doll drauf, Es geht nicht um dieses schneller, höher, weiter. Nur der ist gut, sage ich jetzt mal, sondern es geht darum, mit kleinen Schritten zu schauen, wo steht derjenige, was braucht der? Und vor allen Dingen den Eltern das Gefühl zu geben, auch ein Kind mit schweren Beeinträchtigungen hat Riesenressourcen. Und die müssen wir gemeinsam erkennen und dann da ansetzen. So, das ist Frühförderung und das ist Teilhabe. Und jeder hat ja gemeinsam andere. Jeder hat andere Ressourcen und andere Barrieren. Und da müssen wir gemeinsam hingucken und ansetzen. #00:23:48‑6#

Rihab Chaabane: Schön, ich habe gerade so ein inneres Bild. Also so wie Sie das beschreiben, kommt mir ein inneres Bild wie die Frühförderung durch diese verschiedenen Zugänge auch in Kombi mit dem ICF Modell, dass man da auf Umweltfaktoren schaut, auf Ressourcen, die schon vorhanden sind, auf Körperfunktionen, auf das Gesundheitsproblem, gleichzeitig die verschiedenen Peptide. Durch die Interdisziplinarität. Ich weiß noch, dass bei mir zum Beispiel das Thema war, als ich eben gerade ganz frisch aus dem Studium kam und ihn mit Ergotherapeutin und Physiotherapeut innen und Logopädin innen zusammengearbeitet habe. Dass da irgendwie klar war Logopädie ist für Sprache, Physiotherapie ist für den Körper und so. Und dann musste ich erklären, wofür, wofür ich eigentlich gut bin als Heilpädagogin. Deshalb, Frau Hüttmann, würden Sie bitte folgenden Satz vervollständigen. Der Mehrwert der Heilpädagogik in der Frühförderung ist auch in Abgrenzung zu den anderen gerne gesehen. #00:24:50‑3#

Gitta Hüttmann: Ist ein differenzierter pädagogischer Blick auf Kind und Familie mit dem Fachwissen der Pädagogik. Die ermöglicht, das Kind in unterschiedlichen Entwicklungsbereichen in Wechselwirkung zu betrachten. So würde ich das jetzt mal beschreiben. Und die Therapeuten haben einen spezialisierten Blick in einer bestimmten Fachrichtung. Und die Pädagogik schaut auch auf diese Fachrichtung zum Thema Sprache Bewegung und schaut da breiter und anders hin. Und wenn die Therapeuten und so sieht es aktuell aus auch diesen breiteren Blick bekommen, dann haben wir in gemeinsam den breiteren Blick und jeder bringt dafür seine Profession mit. Und dann wird es eine sehr lebendige Diskussion, ein sehr lebendiger Austausch für das einzelne Kind. Weil ich sage immer vier Augen sehen mehr als zwei. Und die Pädagogik hat per se, wenn wir an die ICF denken, diese breite Aktivität und das partizipative Denken von Hause aus immer dabei gehabt, schon. Und durch die ICF finde ich sich auch ein Stück breiter weiterentwickelt in Bezug auf Wir nehmen die anderen Professionen mit und tauschen uns nach diesem Schema der ICF jetzt gleichermaßen breit aus. Und dann ist die Pädagogik so breit, wie sie, sag ich mal, immer schon geschaut hat in Motorik, Sprache, Wahrnehmung, Denken, emotional soziale Entwicklung. Dieses breite Draufschauen machen dann die Therapeuten auch. Das ist der Gewinn. Und die Pädagogik ist sozusagen vielleicht ein Stück der Motor bei diesem Ganzen gemeinsam breiter gucken. #00:27:06‑8#

Rihab Chaabane: Motor beim gemeinsamen breiter gucken. Das klingt voll schön, Frau Heckmann. Was bedeutet das aber jetzt ganz konkret, wenn die Logopädin da jede Woche in die Kita geht und mit dem Kind Übungen für die Sprachentwicklung macht und Sprachförderung betreibt. Und die Physiotherapeutin geht hin und macht Körperübungen. Was mache ich als Heilpädagogin, wenn ich zu dem Kind nach Hause gehe oder in die Kita? Oder wenn das Kind auch zu mir kommt, in die Frühförderstelle? Wie kann so eine Frühförderstunde aussehen? #00:27:36‑0#

Gitta Hüttmann: Hm, ich gehe noch mal einen Schritt zurück, damit das deutlich wird an Ihrem tollen Beispiel, was ich vorher ausgeführt habe. Wenn die Logopädin nur in Anführungsstrichen Sprachförderung macht, dann hat sie keinen ganzheitlichen Blick. Ich denk mir jetzt was aus, wenn die Logopädin in den Psychomotorik Raum geht und mit dem Kind eine Bude baut, wo man meinen könnte, das wäre schon was für die Ergotherapie. Und es macht die Logopädin, die baut eine Bude, krabbelt mit dem Kind in die Bude, packt Bildkarten aus, integriert das Thema Sprache in Bewegungs- und Handlungsabläufe. Dann ist das eine Logopädin, die ICF basiert, ganzheitlich unterwegs ist und dann unterscheiden sich die Tätigkeiten des Tuns nur in der qualifizierten Qualifikation. Dass ich von dem einen oder anderem etwas breiter mehr weiß. Und die Pädagogin? Die würde wahrscheinlich bei einem Kind mit sprach Auffälligkeiten. Ich würde es tun. Ich bin auch Heilpädagogin auch in den Psychomotorik Raum gehen und würde schauen was worauf hat das Kind Lust? Also dieses ich biete Ich habe ein Repertoire in mir, ich habe einen Koffer vielleicht dabei mit Sachen und ich lasse es auf mich wirken. Was möchte das Kind heute? Und dann verfolge ich mit dem, was das Kind möchte, mein vor gedachtes Ziel, in dem ich das Angebot danach ausrichte. Was möchte das Kind und mein Ziel darein gebe? Das ist für mich Heilpädagogik und das mache ich zu Hause noch viel intensiver anders, weil ich den Familienkontext unbedingt mitdenken und sehe, erlebe, auf mich wirken lasse und wenn, wenn die Eltern ich nehme meine klassische Situation, das, was die Heilpädagogik auch vielleicht ein bisschen anders leistet. Nehmen wir meine Armbrust Situation. Der der Reha Träger sagt immer, wir brauchen die Leistungskurve des Kindes in der Frühförderung. Ich sage, die brauchen wir nicht immer, weil wir nicht nur an Wahrnehmung denke. Sprachen arbeiten und arbeiten tun wir gar nicht, weil die Kinder machen das so, da komme ich in die Armutssituation und die Eltern sitzen vor dem Fernseher und das Kind auch und essen jeder für sich und reden gar nicht miteinander. Und das Kind hat gravierende Sprachstörungen, ist vielleicht verhaltensauffällig und dann lasse ich diese Situation auf mich wirken und erzähl hinterher vielleicht mit dem Kind darüber, was es gegessen hat und das Kind weiß es nicht. Und dann habe ich einen tollen Ansatzpunkt mit den Eltern über diese Veränderung im Alltag, die nötig ist, damit das Kind überhaupt emotional, sozial, mit den Eltern anders im Kontakt kommen kann und dann auch vielleicht Sprache sich anders entwickeln kann und verhalten. Dass ich das als Pädagogin ganzheitlich zu Hause begleite und schaue, was brauche ich? Jetzt hier in dieser Familie, da sind wir dann so ein Stück in der Familienbegleitung, wo manchmal die die Jugendämter sagen Mann, da macht der ja schon fast sozialpädagogische Familienhilfe. Ja, und da muss man auch gucken, wo liegen da die Unterscheidungen, wo, wo, wo braucht es was? Und die Frühförderung? Die Pädagogin würde ihre Angebote mit dem Kind ein andermal in der Leistungskurve des Kindes wahrscheinlich so aufbereiten, dass im Alltag in der Arbeitssituation das Kind auch davon profitiert. Wenn ich zum Beispiel emotional soziale Angebote mit dem Kind gestalte, dass das Kind selbstbewusster wird, dann kann es dieses Selbstbewusstsein vielleicht auch in die Armutssituation einbringen und sagen irgendwann Du, Mutti, mach doch mal den Fernseher aus, ich möchte jetzt lieber mit euch erzählen, dann kommt es wieder zusammen. Und die Logopädin, die macht das wahrscheinlich, wenn sie gut ist, ähnlich und mit dem Fokus. Ich achte mehr auf das Thema Sprache Kommunikation und ich achte vielleicht mehr auf Interaktion und habe die Sprache auch dabei. Also die Grenzen sind fließend. Das ist vielleicht die richtige Antwort. #00:32:20‑5#

Rihab Chaabane: Hör ich raus, die Grenzen sind fließend und dennoch es, wenn Sie das so beschreiben, auch ganz klar so die Kompetenzen, die erforderlich sind. Wenn ich als Heilpädagogin in der Frühförderung tätig sein will, was ich quasi für Voraussetzungen mitbringe oder auch Voraussetzungen, dann auch im quasi in was ich reinwachsen kann und was ich raushöre, ist Lebensweltorientierung. Was ich raus höre, ist beraterische Funktionen, Bedürfnisorientierung, also dass ich einen Plan habe oder ein Ziel habe und trotzdem aber mit dieser Offenheit reingeht, dass das ganz anders laufen kann. Und das, das war bei mir regelmäßig der Fall, Das war, ich hatte einen Plan, ich hab mir das alles schön ausgemalt usw. was passieren soll heute. Und dann war das Kind aber wollte was ganz anderes und dann sowas, was Plan zu verwerfen und dann das zu machen, was das Kind gerade braucht. #00:33:12‑1#

Philipp Bryant: Hervorragend. Also ein tolles Beispiel nochmal dafür, dass wir mit selbst sinngebenden Subjekten arbeiten. #00:33:20‑1#

Rihab Chaabane: Und dann sind die super. #00:33:21‑2#

Philipp Bryant: Das ist eben das ganz besonders Spannende. Ich empfinde das immer als eine Riesenherausforderung, aber genau das macht ja die die Aufgabe der Pädagogik auch so reizvoll und schön, weil wir einen besten Plan haben können. Und dann stellen wir fest, da kommt jemand, sieben, zwölf oder 25-jährige oder wie auch immer. Jetzt im Kontext von Frühförderung sicherlich U6. Und der oder diejenige kann innerhalb von Sekunden diesen ganzen Plan zunichtemachen. #00:33:50‑2#

Gitta Hüttmann: Und ich möchte dazu noch einen wichtigen Satz sagen Ich mach, ich mache den Grundkurs Frühförderung fürs Land Brandenburg für die Neueinsteiger Pädagoginnen oft im System. Und ich sage denen immer Ihr macht gar keine Pläne mehr, ihr macht keine Pläne mehr, ihr habt ein Ziel, Ihr wisst, das Kind hat vielleicht sprach Auffälligkeiten, ist emotional sozial beeinträchtigt und hat motorische Probleme. Oder in der Wahrnehmung stimmt was nicht. Und ihr habt einen Gedanken, was wichtig ist, wo ihr ansetzt und dann schaut ihr hin, was sie gerade gesagt haben. Was zeigt mir das Kind heute, wie ist es drauf? Und dann nehme ich was von meinem Repertoire und lege los. Ich gehe ohne Plan in die Familie und ich klingel bei dem Erstgespräch an der Tür und lass es auf mich wirken. Wie öffnet die Mutter? Und wenn ich einen Plan habe, ist mein meine Lebenserfahrung. Dann bin ich in der Wahrnehmung meines Gegenübers gehemmt, beeinträchtigt, habe blinde Flecke, weil ich einfach zu stark an meinem Plan vielleicht klebe. #00:35:01‑2#

Philipp Bryant: Frau Hüttmann, da würde ich gerne noch mal oder würde ich gerne ein bisschen dabei bleiben. Ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen, die uns zuhören, die fachlich vielleicht schon fertig sind und im Beruf tätig sind oder gerade auch Berufseinsteiger innen oder zum Beispiel auch Studierende aus der Heilpädagogik. Dass die sich gerade eine Frage stellen können in Bezug auf das sehr, sehr zentrale Thema der Professionalität, Da werden wir ja auch in Ausbildung, in Studium, in Weiterbildung mit unterschiedlichsten Formen von Input gut versorgt und zu sagen, es ist professionell im Handeln, im heilpädagogischen Handeln keinen Plan zu haben. Also das, das ist ja schon eine widerstreitende Interessenlage. Wie kriegen wir das vor allen Dingen bitte in Bezug auf diesen Punkt Professionalität nochmal so ein Stückchen pointierter herausgearbeitet. Warum ist das wichtig? Sie sagen so ein bisschen so, da bin ich voreingenommen. Aber warum ist es wichtig, offen Menschen zu begegnen und vielleicht dann erst einen Plan zu machen? #00:36:11‑5#

Gitta Hüttmann: Ja, das ist gut, dass Sie noch mal nachhaken. Ich sortiere das gerade auch noch mal gedanklich und fang vorne an.. Natürlich gibt es Pläne in der Heilpädagogik und auch bei den Therapeuten. Pläne sind wichtig und auch gesetzlich vorgegeben. Wir haben zum Beispiel in der Komplexleistung Frühförderung die interdisziplinäre Diagnostik, wo die heilpädagogische Diagnostik eine große Rolle spielt. Und nach diesen Diagnostiken wird ein Plan gemacht und der steht auch im Gesetz. Ein Förder- und Behandlungsplan. Hier haben wir das Thema Heilpädagogik drin und therapeutische Leistung drin. Alles kann fürs Kind wichtig sein, das ermitteln mindestens Pädagoge und Arzt. So steht es im Gesetz. Und dieser Plan wird ICF basiert aufgestellt. Also sehr breit. Schon durchdacht, was wir vorhin hatten. Und dieser Plan gibt den großen Rahmen, in dem sich im nächsten Förderzeitraum vielleicht ein Jahr die Fachkräfte drin bewegen sollen. Und dann werden noch individuelle Förderpläne der einzelnen Pädagoginnen gemacht. Woran arbeite ich jetzt konkret mit dem Kind? So, und die Professionalität besteht dann darin, dass ich das, was ich in diesen Plänen aufgeschrieben habe, was auch für die Transparenz gegenüber des Reha-Trägers wichtig ist. Also nicht mehr Kostenträger. Die haben wir seit 2001 nicht mehr. Die heißen jetzt Rehabilitationsträger, weil sie für Geld und Leistung verantwortlich sind. Also die brauchen ja den Plan, damit sie sich wiederfinden und nachlesen können, was bezahle ich da überhaupt? Und dann habe ich als Pädagogin oder Therapeutin auch diesen Plan und muss jetzt und jetzt kommt dieser Spagat. Den habe ich ja dabei gedanklich und weiß, in welchem Rahmen das Kind Probleme hat, wo es Ressourcen hat und wo ich ankommen möchte in einem Jahr, weil ICF basiert, heißt ich schreib da Ziele rein, wo ich nach einem Jahr, wenn der Förderzeitraum ein Jahr ist, mit dem Kind und der Familie ganz wichtig ankommen möchte. Und dann arbeite ich offen. Also gedanklich bin ich offen für das So geht Entwicklung, das ist Professionalität. Was zeigt mir das Kind in jeder Förderstunde? Was zeigt mir das Kind ihn in den unterschiedlichsten Kontexten zu Hause Kita, Spielplatz, Schwimmhalle, Wald auf der Straße, beim Spritzen durch die Pfützen. Ich darf alles mit dem Kind machen, ich darf alles anregen. Die Eltern wissen teilweise vieles nicht mehr, was kindliche Entwicklung braucht. Und da bin ich offen für das, was das Kind mir zeigt, weil ich will es motivieren. Das ist Professionalität, dass ich das nehme und dabei natürlich meinen Plan im Hinterkopf habe. #00:39:29‑1#

Rihab Chaabane: Klingt für mich. #00:39:30‑9#

Philipp Bryant: Auch. Danke für die Präzisierung. Ja, das hat es noch einmal deutlicher gemacht, wo wir in Anführungsstrichen planlos und wo wir planvoll handeln oder wo Struktur und wo Freiheit herrscht. #00:39:44‑9#

Rihab Chaabane: Und ich glaube, es braucht Mut. Ich merke es in meinem Inneren, wenn ich mich so hineinversetze. Ich glaube, es braucht Mut, den Plan zu verwerfen, weil und auch ganz viel Vertrauen in mich, in die Familie, ins Kind, dass das schon gut geht und dass also wenn, also wenn ich den Plan verwerfe, dass es dann trotzdem gut geht. #00:40:03‑8#

Gitta Hüttmann: Ich habe gerade noch den letzten Satz dazu, vielleicht können wir besser formulieren, so jetzt, wenn wir im Gespräch sind, die Pläne stehen und die Methoden, Vielfalt dahinter, die Methoden, Vielfalt. Das ist, glaube ich, der Punkt, den ich sehr unterschiedlich gestalten darf und muss, als auch gerade als Heilpädagogin, dass ich in der Methodik schau. Heute höre ich zu, heute mache ich eine Stunde Elterngespräch, weil die Mutter ganz viel mir erzählen möchte, dass es auch Frühförderung und dann geht es ihr gut und sie kann mit dem Kind ganz anders über die Woche was machen. Und ich überlege mir dann, wie passt das zu welchem von meinen Zielen da im Plan und. Überlege mir methodisch wieder was Neues. Das ist Professionalität und passt auch zu den Arbeitsprinzipien, in der Frühförderung ganzheitlich zu arbeiten, familienorientiert und interdisziplinär. #00:41:07‑8#

Rihab Chaabane: Ein Punkt ist mir noch wichtig, merke ich, weil jetzt schon wir quasi schon so langsam in Richtung Ende gehen. Aber eine Sache ist mir noch wichtig: Heilpädagogische Praxen bzw. andersrum. Wir als Heilpädagogik haben ja tatsächlich auch ein breites Repertoire, was wir mitbringen. Und es gibt heilpädagogische Praxen, die auch Frühförderleistung anbieten. Jetzt habe ich wieder einen Satz für Sie, Frau Hüttmann, den Sie vervollständigen dürfen: Für die heilpädagogischen Praxen, die Frühförderung anbieten, bedeutet die Komplexleistung das… #00:41:45‑6#

Gitta Hüttmann: (…) Sie innerhalb Ihres Praxissystems herausstellen, wie Sie mit ihren heilpädagogischen Kompetenzen regional vernetzt mit weiteren Fachkräften eine Zusammenarbeit aufbauen, die für die individuellen Kinder mit Beeinträchtigungen und ihre Familien so wirken, dass sie die Eltern und Kinder stärken und die Weiterentwicklung anregen. #00:42:25‑2#

Rihab Chaabane: Und das mit Kooperationen. #00:42:27‑6#
Gitta Hüttmann: Es braucht die Kooperationen der Praxen bzw. haben wir auch heilpädagogische Praxen, die eine interdisziplinäre Frühförderstelle an ihre Praxis andocken und dann praktisch beide Strukturen miteinander verzahnt gestalten. Das wäre für mich das Optimum. Professionell, ganzheitlich, interdisziplinär im Sinne der Komplexleistung Frühförderung, die Leistungen über Beratung, Diagnostik und Förderung interdisziplinär zu gestalten.
Philipp Bryant: Ich würde gerne noch auf einen Aspekt zurückkommen, Der ist immer mal wieder zwischendrin in unserem Gespräch aufgeflackert und ich würde jetzt gerne mit der Bitte um eine relativ kurze Antwort. Es geht auch letztendlich nur um so was wie eine Aufzählung. Sie bitten, Frau Hüttmann, dass Sie mal von ein paar exemplarischen Methoden, die in der Frühförderung zur Anwendung kommen, unseren Zuhörenden ein paar vorstellen. Es geht nicht, wie gesagt, um detaillierten Einblick, sondern einfach kurz einen Überblick. Wir haben schon gehört eine Bude bauen, Psychomotorik. Da sind lauter Begriffe wieder gefallen und da einfach noch mal so ein bisschen einsteigen. Und wir haben ja auch schon beleuchtet, welche Kompetenzen scheinen da von uns auch gefragt zu sein? Offenheit, Vertrauen etc.. Also wie ist denn das methodisch in der Frühförderung? Gibt es da so was wie? Eine Kardinalmethode in der Diagnostik, die alle heilpädagogischen können müssen oder wie? Wie verhält sich das? #00:44:47‑5#

Gitta Hüttmann: Ja methodisch. Das ist ja das, was wir vorhin herausgestellt haben. Die wichtigste Methode, finde ich, ist ein aktives Zuhören und eine gelungene Gesprächsführung. Und das beides in Wechselwirkung. Weil über das aktive Zuhören komme ich an Eltern und Kinder heran und kann danach konzeptionell überlegen Was setze ich jetzt hier für Punkte? #00:45:19‑5#

Philipp Bryant: Also klientenzentrierte Gesprächsführung? #00:45:22‑8#

Gitta Hüttmann: Ja. #00:45:23‑4#

Gitta Hüttmann: Genau. Und? Ja, aktives Zuhören ist ganz wichtig. Dann würde ich in die unterschiedlichen Entwicklungsbereiche sagen, dass ich von jedem etwas in meinem Methodenkoffer haben muss, also Richtung Basale Stimulation, Richtung Sprachkompetenz, Sprachförderung, Sprachkompetenzen, Psychomotorik, Wahrnehmungstraining. Das Wort mag ich so nicht. Wahrnehmungsbegleitung? Ja, also dass ich zu allen Entwicklungsbereichen Ideen habe, was ich methodisch machen kann. #00:46:12‑6#

Philipp Bryant: Okay, das heißt, wir können vielleicht so einen Satz sagen wie wenn wir den Mensch als ein bio-psycho-soziales Individuum verstehen, dass die Entwicklungsbereiche Motorik, Sensorik und noch einige andere eben vereint, dass wir schon die Aufgabe haben, im Sinne der Professionalisierung uns in allen diesen Bereichen ein Stück weit auszukennen, um dann zu schauen, wie können wir mit so einer Methodenvielfalt im Einzelfall eine sinnvolle Begleitung ausarbeiten? #00:46:50‑6#

Gitta Hüttmann: Genau. Das war ne super Zusammenfassung und ich finde, das gilt gleichermaßen für die Heilpädagogik wie für die therapeutischen und medizinischen Berufsgruppen. Wenn die so weit lernen zu schauen, dann. #00:47:06‑4#

Philipp Bryant: Da habe ich festgestellt, dass ich, wenn Sie darüber berichtet haben, habe ich immer gedacht Ja, also Sie sagen das ja mit so einer Zukunftsperspektive, dann wird das so. Wir werden heute das nicht mehr schaffen, den Status quo noch zu beleuchten bzw. was für mich noch viel herausfordernder daran war, dass ich manchmal das Gefühl hatte, da verschwimmt dann auch so die Grenze. Nicht nur eine Zuständigkeit, sondern auch so etwas wie unsere Alleinstellungsmerkmale. Also wenn die Logopädin, wenn sie das denn gut macht in ihrem Beispiel mit der Bude, dann macht die in einem psychomotorischen Kontext Sprachförderung und dann weiß ich ja irgendwann gar nicht mehr, Ja, wozu braucht es denn dann die Heilpädagogik? #00:47:45‑5#

Rihab Chaabane: Jetzt machst du ein Fass auf. #00:47:47‑4#
Gitta Hüttmann: Also ich kann das schnell beantworten. #00:47:53‑2#

Rihab Chaabane: Frau Hüttmann, retten Sie mich. Ich bin gerade Timekeeper. Dann. Sie müssen mich jetzt retten. #00:47:58‑3#

Gitta Hüttmann: Das ist genau der Punkt. Ich habe doch zwischendrin immer wieder gesagt, Jeder hat ja seinen Studiengang, seine Professionalität. Und die bringt er mit in den Kontext, dass er ja bestimmt auch ähnlich arbeiten würde. Vielleicht vom Ansatz methodisch ein bisschen anders, wegen der Professionalität, die er mitbringt. Und ja, darum gibt es auch die Kostenteilung in der Komplexleistung, dass Krankenkassen und kommunale Träger gemeinsam, immer, gemeinsam, immer die Pädagogik, die Therapie und die ärztlichen Leistungen bezahlen sollen. Gemeinsam jeder einen Anteil. Genau deswegen, weil wir breit ähnlich auf Kind und Familie schauen sollen und manchmal trotzdem zwei Akteure zeitversetzt mit dem Kind tolle Sachen machen, weil jeder ein anderes Methodenrepertoire vielleicht in sich hat und mitbringt. Es geht ineinander bestimmt ein bisschen über. Wenn wir mit dem Kind arbeiten, dann sind wir richtig gut. Das ist die Komplexleistung. #00:49:14‑4#

Rihab Chaabane: Das haben Sie gut hingekriegt, Frau Hüttmann, schön, schön, schön zu Ende gebracht. Und wir bringen uns ja dann auch als Menschen immer wieder auch ein. Und als Menschen allein sind wir ja schon, da haben wir unsere Alleinstellungsmerkmale. Okay, Philipp, es ist so was von Zeit für A oder B, Hast du eine? #00:49:31‑7#

Philipp Bryant: Definitiv ja, Na klar. Frau Hüttemann, ich würde Sie ganz, ganz gerne fragen, ob. Haben Sie Ihre Arbeit als Inklusion oder Selbstbestimmungsförderung verstehen? #00:49:43‑9#

Rihab Chaabane: Genau. Kurz zur Einführung, Frau Wittmann. Jetzt geht es darum, dass Sie ganz schnell eine Entscheidung treffen mit und nur A oder B sagen, das erst einmal nicht ausführen. Und Sie haben die Möglichkeit, einmal auch zu passen. Ähm, genau das ist jetzt die Schwierigkeit, innerhalb von kurzer Zeit eine Entscheidung zu treffen. Philipp, sagst du es noch mal bitte? Ich hab’s jetzt ja klar vergessen. #00:50:04‑6#

Philipp Bryant: Bei Heilpädagogik in der Frühförderung, als Inklusionskinder, als Selbstbestimmungsförderung. #00:50:10‑5#

Gitta Hüttmann: Beides. #00:50:12‑5#

Rihab Chaabane: Okay, das war. #00:50:14‑7#

Philipp Bryant: Das war der Joker. Das war definitiv der Joker. #00:50:17‑7#

Rihab Chaabane: Also Frühförderung. Frau Hüttemann. Ähm. Lieber am Tisch oder auf den Teppich? #00:50:26‑9#

Gitta Hüttmann: Auf dem Teppich. Das ist die Ebene des Kindes. #00:50:31‑5#

Philipp Bryant: Ich gehe mal aus dem beruflichen Kontext weg und würde sie gerne fragen, Frau Hüthmann. Berge oder Meer? #00:50:39‑0#

Gitta Hüttmann: Mehr. Ich liebe das Meer und also Meer. #00:50:44‑3#

Philipp Bryant: Gut. Schön. #00:50:45‑8#

Rihab Chaabane: Ähm. Hm. Hm. Vielleicht noch mal? Okay, Letzte Frage. Morgenduscherin oder Abendduscherin? #00:50:55‑9#

Gitta Hüttmann: Der Joker war weg. Ich habe nämlich gerade beides. Das liegt aber wahrscheinlich an meiner Altersstruktur. Früher abends. #00:51:05‑3#
Philipp Bryant: Frau Hüttman, an dieser Stelle schon einmal vielen Dank. Wir würden Sie gerne noch um eine Empfehlung bitten. Und zwar darf Sie. Dürfen Sie ganz frei wählen. Es geht darum, dass Sie für unsere Zuhörenden etwas, das Sie in der letzten Zeit berührt hat. Musikstück, Theater, Buch, Fachzeitschrift, Artikel. Wie auch immer, dass Sie eine Empfehlung für etwas, was Sie ja, wie ich gesagt habe, was Sie berührt hat, hier noch aussprechen. #00:51:40‑3#

Gitta Hüttmann: Ja, mich hat stark berührt. Ich mache jedes Jahr einen großen Fachtag Forum Frühförderung fürs Land Brandenburg, wo auch aus Mecklenburg und Sachsen-Anhalt und Thüringen Gäste kommen, das sind circa 250 Teilnehmer interdisziplinär, die daran teilnehmen und letztes Jahr haben wir 20 Jahre Arbeitsstelle gefeiert und da kam Rolf Zuckowski angereist als Ehrengast und hat nur für unser für unsere Frühförderlandschaft ein eigenes Programm zusammengestellt, was er dargeboten hat. Und das hat mich sehr berührt. So gewertschätzt zu werden von jemandem, der total präsent ist in der Kinderszene. #00:52:28‑0#

Philipp Bryant: Okay, danke schön. Ähm, ja. #00:52:33‑4#

Rihab Chaabane: Ja, ich glaub, das war sie. Unsere Folge eins der zweiten Staffel mit Gitta Hüttmann. 1000 Dank für diese wertvollen Gedanken für das sehr schöne Gespräch. #00:52:44‑0#

Gitta Hüttmann: Sehr gerne. #00:52:45‑1#

Rihab Chaabane: Wir sind am Ende unserer heutigen Folge nur. #00:52:48‑3#
Rihab Chaabane: Noch nicht am Ende mit den Nerven. Zum Glück. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Ihnen, Frau Hüttmann. Und wenn Ihr lieber zuhörende Anregungen, Ideen für uns habt, auch Kritik oder Fragen, dann schickt sie uns doch an podcastponline.de. Bis zum nächsten Mal. #00:53:10‑3#

Philipp Bryant: Vielen Dank, Frau Hüttmann. #00:53:12‑2#

Gitta Hüttmann: Ja, sehr gern. #00:53:13‑3#

Philipp Bryant: Tschüss, an alle. #00:53:14‑2#

Gitta Hüttmann: Tschüss.

Trailer zur zweiten Staffel: Was ist neu im Heilpädagogik-Podcast?

Staffel 1

Folge 9: Sandra Leginovic, was macht die Heilpädagogische Familienhilfe so besonders?

Transkription zu Folge 9 – Sandra Leginovic, was macht die Heilpädagogische Familienhilfe so besonders?
[Musik spielt]
Sandra Leginovic: Ich brauche in den Jugendämtern und in den Sozialämtern Menschen, die über eine gute Zuweiserqualität verfügen. Das heißt, sie müssen wissen, welche Leute sie beauftragen, für welche Familien oder für welches Kind, für welchen Fall. #00:00:16‑4#
[Musik spielt]
Rihab Chaabane: (…) Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge, zu einer neuen, außergewöhnlichen Folge von „Irgendwas mit Menschen – der Heilpädagogik Podcast“. Das ist jetzt die letzte Folge der ersten Staffel. Ich bin Rihab Chaabane und an meiner Seite sind heute sowohl Philipp Bryant als auch Jan Steffens. Auch das ist eine Premiere. Und unsere Expertin für heute ist Sandra Leginovic. Philipp, du bist Diplom-Heilpädagoge und lehrst an der Evangelischen Hochschule in Bochum. Und du bist der Co-Moderator dieses Podcasts. Jan du bist der zweite Co-Moderator, lehrst aktuell als Gastwissenschaftler an der Uni-Bremen. Ich muss das Gast so betonen, weil ich am Anfang gedacht habe, Jan sei Geisteswissenschaftler und dagegen hat sich Jan sehr gewehrt in der Pause. #00:01:35‑6#
Jan Steffens: Genau. Rihab, du bist Heilpädagogin und freiberufliche Bildungsreferentin und systemische Supervisorin. Ja. #00:01:43‑8#
Rihab Chaabane: Genau. Ja, das mach ich. Philipp warum ist denn heute die Folge so außergewöhnlich? #00:01:51‑2#

Philipp Bryant: Ja, also ich denke, dass wir schon sehr viel gehört haben und mitkriegen können, warum die Folge heute außergewöhnlich ist. Ich schaue in sehr, sehr viele Gesichter. Das ist absolut unüblich für das, was wir sonst hier tun. Und es gibt noch so ein paar mehr Gründe, warum die Folge heute außergewöhnlich ist, nämlich. Also wir machen das ja auch zum Ersten Mal nicht nur zu dritt, sondern auch während wir uns in ein und demselben Raum aufhalten. Das heißt, das Format ist ja sonst davon auch gekennzeichnet, dass wir an unterschiedlichsten Ecken in Deutschland uns aufhalten und die Technik uns verbindet. Ja, und ich bin gespannt, wie wir heute in dieser besonderen Art und Weise auch. Es wurde ja gerade schon angekündigt mit den Fragen aus dem Plenum so ein Stückchen interagieren können, also live mit Publikum. Wir sind zu dritt und in Präsenz. Das sind so die Kernpunkte. #00:02:50‑8#

Rihab Chaabane: Vielleicht funktioniert dann auch dieses Mikrofon hier. Vielleicht können Sie für die Zuhörenden, die diese Folge irgendwann hören werden, sich mal mit ganz viel Lärm bemerkbar machen. Mikro eins bitte kurz an. #00:03:04‑2#
[Das Publikum applaudiert laut]
Philipp Bryant: (…) Hervorragend. Ja, vielen Dank dafür. Und kannst du noch etwas ergänzen, warum wir heute eine ganz besondere Folge haben? #00:03:22‑8#

Rihab Chaabane: Ja, also für mich persönlich ist diese Folge auch außergewöhnlich, weil ich unseren Gast Sandra Leginovic seit vielen Jahren kenne. Ich habe sie als Kommilitonin erleben dürfen im Masterstudiengang in Heilpädagogik. Da haben wir zusammen studiert und jetzt ist sie meine heimliche Beraterin im selbstständigen Dasein, weil sie das schon ein paar Jährchen macht. Und ähm. Ja, und durch Sandra bin ich auch tatsächlich an die EA und an den BH PHP auch gekommen. Also wir sind mehrfach miteinander verbunden und deswegen freue ich mich, dass du heute unsere Gesprächspartnerin bis zum Thema Heilpädagogische Familienhilfe. Schön, dass du da bist. #00:03:58‑6#

Sandra Leginovic: Ja, danke schön. #00:03:59‑7#

Rihab Chaabane: (…) So Sandra, ich stell dich mal kurz vor. Du hast ja wirklich diese Treppe gemacht. Also alles, was man irgendwie in der Heilpädagogik als Ausbildungsweg machen kann, hast du gemacht. Du hast erst die Erzieherausbildung gemacht, dann hast du die staatlich anerkannte Heilpädagogikausbildung gemacht, dann den Bachelor Heilpädagogik und dann den Master Klinischer Heilpädagogik. Und dann warst du in der stationären Jugendhilfe viel tätig, nicht stationär. Entschuldigung. Langjährige Berufserfahrung im Kinder- und Jugendhilfe-Bereich. Und das war teilweise aber auch schon teilstationär richtig? #00:04:41‑7#

Sandra Leginovic: Richtig, teilstationär in der heilpädagogischen Tagesgruppe und ambulant in den Hilfen zur Erziehung und der Familienhilfe. #00:04:50‑4#

Rihab Chaabane: Okay, da werden wir sicher im Laufe des Gesprächs dann auch ein bisschen was davon auch zu spüren bekommen. Genau. Und zwar seit 2016. Daran erinnere ich mich auch. Hast du dich dann selbstständig gemacht mit einer freien heilpädagogischen Praxis in im Mühlental bei Darmstadt und bist aber auch in der Aus, Fort und Weiterbildung tätig, in der Heilpädagogik vor allem auch mit dem Themenschwerpunkt Heilpädagogische Familienhilfe, auch als als Dozentin in Nürnberg an der Hochschule. #00:05:23‑1#

Jan Steffens: Genau. Wir haben am Anfang jeder Folge eine Struktur, die gemeint ist. Ich soll das eigentlich nicht mehr sagen, aber sie ist es so ein bisschen. Und zwar machen wir einen Elevator Pitch, das heißt, du hast 90 Sekunden Zeit, um eine Frage, die wir uns vorher überlegt haben, zu beantworten. Wir erhoffen uns da so eine knackige Antwort. Ich bin in der Folge Null auch von Rat gefragt worden und hatte nur 90 Sekunden und bin ungefähr nach 89 Sekunden so langsam reingekommen. Und er hat das Gefühl, ich kann die Frage beantworten. Also man darf auch daran scheitern oder zumindest habe ich das. Ist mir das so passiert. Genau. Und wir hatten uns für die Frage, für den Elevator Pitch jetzt überlegt Philipp, du nimmst die Zeit. #00:06:10‑0#

Philipp Bryant: Ja, das ist richtig. #00:06:10‑9#

Jan Steffens: Kannst du beschreiben, was der Unterschied ist zwischen sozialpädagogischer Familienhilfe? Also der elementare Unterschied zwischen sozialpädagogischer Familienhilfe und Heilpädagogische Familienhilfe? #00:06:23‑6#

Sandra Leginovic: Na, ich hoffe, ich kann das sagen. Die Heilpädagogische Familienhilfe, so wie wir, da spreche ich jetzt von meinem alten Team und mir haben das so konzipiert, dass wir immer in kleinen Teams für eine Familie zuständig sind. Also mehr als ein Tandem, durchaus auch mal drei, vier oder fünf Leute für eine Familie. Oft, wenn die mehrere Kinder haben, zum Beispiel. Und dann hast du unterschiedliche Entwicklungsstufen. Und dann brauchen wir vielleicht den Kollegen, der Skateboard fahren kann mit den Jugendlichen. Aber wir brauchen vielleicht auch den Kollegen, der mit einem relativ jungen Kind arbeiten kann. Und wir brauchen die Kollegen, die die Zusammenarbeit mit den Eltern gestalten. Und das ist schon mal erst mal ein relativ hoher Personalaufwand für die Heilpädagogische Familienhilfe. Das andere ist, dass sie natürlich Anleihen macht an die, an die Methoden Vielfalt in der Heilpädagogik. Wir können innerhalb wir arbeiten zum Teil teilstationär in der ambulanten Familienhilfe Metallpädagogik. Wir haben Räume, wir bieten Psychomotorik an, wir bieten Spieltherapie an, wir bieten Kochen, Gemeinsames mit den Kindern an und sind nicht ausschließlich in den Familien zu Hause, sondern da sind wir auch. Das kennen wir auch. Aber im Umkehrschluss kommen auch die Kinder und die Erwachsenen auch zu uns in die Einrichtung. Philipp hebt schon die Zeit gerade so hoch, aber ich glaube, das war noch keine 90 Sekunden. Ich glaube, ein anderer wesentlicher Unterschied ist die, darf ich sehr schnell sagen. #00:08:00‑7#

Philipp Bryant: Der der Timer ist gnadenlos. Ne, furchtbar. Leider müssen wir dich genau wie alle anderen, die im Podcast diese Aufgabe gestellt bekommen haben. #00:08:13‑8#

Rihab Chaabane: Ich habe eine Frage an Sandra. Sandra, was wolltest du gerade sagen? #00:08:17‑9#

Sandra Leginovic: Ich habe gedacht, ich erzähle das einfach später. Ich komme da später noch mal drauf. Es geht um die Hilfe. Dauer Heilpädagogische Familienhilfe ist immer über einen längeren Zeitraum angelegt, weil wir Familien haben, denen ja nicht mal eben schnell aus einer Krise geholfen wird, sondern die unter Umständen irreversible Probleme Beeinträchtigungen haben, sodass wir da einfach auf eine ganz lange Sicht mit einer langen Perspektive arbeiten. #00:08:48‑0#

Jan Steffens: Hm. Ich würde sagen, dass man 101 Sekunde vielleicht. Und das kann man. Lassen wir so gelten. #00:08:55‑4#

Philipp Bryant: Jetzt hast du von ganz unterschiedlichen Situationen gesprochen, in die die professionell Handelnden hineingeraten können. Kannst du noch mal, wenn das möglich ist, auf so etwas wie Kernkompetenzen zu sprechen kommen? Das habe ich so ein Stückchen herausgehört, dass da ganz unterschiedliche Handlungen von uns abgefragt werden können. Und gibt es da etwas, auf dass du das in der Praxis im Kompetenzbereich zurückwerfen würdest? #00:09:25‑8#

Sandra Leginovic: Ich würde in der Heilpädagogische Familienhilfe auf jeden Fall mit multiprofessionellen Teams arbeiten. Und multiprofessionell heißt für mich ja schon, ein Grundberuf in der Heilpädagogik zu haben und sich dann aber auch zu spezialisieren. Und das kann ganz unterschiedlich sein. Ich war eben haben wir einen Workshop gemacht zur fast fetale Alkoholspektrum Störung. Wenn man jemanden im Team hat, der das Behinderung Schaubild kennt und auch weiß, wie man mit den Menschen umgeht, ist das jemand, den man da ganz flexibel einsetzen kann. Wenn es Familien gibt, für die wir einen Auftrag bekommen, wo es um fast geht. Ebenso im Autismus Spektrum, in anderen Behinderungsformen, aber eben auch methodische Vielfalt. Ich bin jetzt jemand. Ich mache gerne Spieltherapien und das ist etwas, wenn man sich jetzt vorstellt, da kommt eine Familie mit einer, man sagt da so in der Multi Problemlage, da ist so ganz viel. Und irgendjemand sagt, dieses Kind bräuchte jetzt mal eine Spieltherapie. Und dann sagt die Familie, da können wir aber nicht auch noch hingehen, weil wir haben sowieso schon so viel an der Backe. Dann zu sagen, das kann über die Familienhilfe angeboten werden, da ist das Vertrauensverhältnis da, wenn es gut läuft, die kennen wir schon und denen vertrauen wir auch das Kind therapeutisch an, genauso zum Beispiel sprachheilpädagogisch. Wenn ich jemanden im Team habe, der auch sich mit Sprach Heilpädagogik auskennt, mit Diagnostik, was auch immer, dann kann ich da mich ganz breit aufstellen. #00:10:56‑4#

Rihab Chaabane: Hm. Magst du vielleicht noch mal einen Schritt zurückgehen und erzählen? Wie kommt es, dass ein Bedarf überhaupt festgestellt wird für eine Heilpädagogische Familienhilfe? Also wie ist da so der Weg, bis ihr als Team in eine Familie reingeht? #00:11:10‑7#

Sandra Leginovic: Ich muss vorwegschicken Die Heilpädagogische Familienhilfe ist ja im Sozialgesetzbuch überhaupt nicht verankert. Das ist ja etwas, was sich Menschen ausgedacht haben, dass, wenn sie es googeln, haben Sie weiß ich nicht wie viele 1000 Interneteinträge und es wird auch unterschiedlich definiert. Ich kann immer nur von meiner Definition sprechen und es kommt darauf an, in welchem. Gestern haben wir gehört von der Versammlung der Sozialhilfen. Also wir haben auf der einen Seite SGB VIII mit der Jugendhilfe, wir haben SGB IX mit der Eingliederungshilfe und die Heilpädagogische Familienhilfe ist aus meiner Sicht in meiner Definition dazwischen. Wir haben Menschen mit wesentlichen Behinderungen, aber wir haben auch Menschen, die dem Personenkreis der Erziehungshilfen zuzuordnen sind. Und da muss ich schauen, wer ist mein Kostenträger? Und die Kostenträger beauftragen dann natürlich jemanden, der dort die Hilfen für die Familien durchführt oder mit den Familien durchführt. Und in der Jugendhilfe, da komme ich ja her, ist ja eingangs auch erzählt, war immer der Aufträge der Auftraggeber, das Jugendamt und die sagten dann na ja, da ist eine Familie, die haben eine Multi Problemlage. Beispielsweise ist ein oder beide Elternteile psychisch erkrankt, die haben mehrere Kinder. Es gibt Auffälligkeiten bei dem einen Kind in der Kita, bei dem anderen in der Schule usw. Und da muss doch ja mal jemand kommen, der den Eltern Unterstützung gibt, dass sie ihre Eltern Aufgaben wieder mehr wieder übernehmen. Und letztendlich ist der Auftrag immer den Verbleib des Kindes in der Familie zu sichern, im SGB IX. In der Eingliederungshilfe ist eigentlich der Auftrag Barrieren abzubauen und zu schauen, dass Menschen teilhaben können. Und ich glaube, da kann man in der Heilpädagogische Familienhilfe sehr viel bewirken. #00:13:04‑9#

Jan Steffens: Du hast das jetzt gerade schon so ein bisschen skizziert, dass man so ein Bild davon hat. Aber vielleicht kannst du ja mal das Spektrum von Fällen, ich sage jetzt mal Fälle, mit denen du arbeitest, skizzieren und noch weiter dieses Bild zeichnen, das wir uns vorstellen können. #00:13:24‑6#

Sandra Leginovic: Ja, malen. Wenn man ein bisschen, dann wird das bunt. Das ist ja jetzt alles sehr auditiv. So ein bisschen in Bildern sprechen ja, zum Beispiel. Erzähl über einen alten Fall Familie. Beide Eltern im Spektrum der psychischen Erkrankung. Der Vater ist alkoholkrank, also liegt eine Suchterkrankung vor, zählt zu den psychischen Beeinträchtigungen und die Mutter hat eine bipolare Störung und vier Kinder im unterschiedlichen Alter. Und ja, da gab es also an allen Ecken und Enden Schwierigkeiten in der Kita, in der Schule und in der Berufsfindung. Das ist der ältesten Tochter und oft haben die Kinder gefehlt in den Schulen. Es ist eigentlich immanent, wenn es um psychische Erkrankungen geht, dass es so was gibt wie einen Rollentausch. Parentifizierung nennt sich das. Dass Kinder plötzlich für ihre Eltern sorgen, wenn es denen schlecht geht, dann kann ich nicht in die Schule gehen. Wenn ich weiß, ich kann meine Mama heute mit dem kleinen Bruder nicht alleine zu Hause lassen, weil der geht es seelisch so schlecht, die bringt den Kleinen nicht in die Kita. Also übernehme ich eine Elternaufgabe als Jugendlicher oder Jugendliche und bleibe zu Hause. Darüber fehlt mir Schulbesuch und das macht was mit meinem Bildungsweg. Also ich. Mir sind Kinder begegnet oder Jugendliche, die haben ein halbes Jahr in der Schule gefehlt. Die Schule schreibt Briefe, die ruft auch mal an, aber das war es dann auch schon, je nachdem, wie engagiert da Lehrer sind. Es fällt auf, wenn Kinder fehlen. Das ist dann meistens der Indikator. Da muss mal jemand gucken. Wir melden das jetzt beim Jugendamt. Ja, das In diesem Fall war es so, dass der Vater letztendlich auch verstorben ist, was dann dazu führte, dass der eigentlich so beeinträchtigt er in den letzten letzten Stadium seiner Erkrankung war, trotzdem noch die Familie irgendwie geführt hat und Aufträge verteilt hat. Und damit brach das weg und die Struktur ging verloren. Der Kleine kam gar nicht mehr in die Kita, die Mädchen gingen nicht mehr in die Schule und ja, da war das dann unsere Aufgabe in der Familie. Ja, dafür neue Impulse zu sorgen, die Kinder zu begleiten und deswegen auch dieses Mehrpersonensetting. Es ist mehr Augenprinzip, dass auch jemand stellvertretend bei der Mutter bleiben konnte, damit die Kinder in Schule und Kita gehen konnten. Weil wenn ich da. Die Heilpädagogin, den Sozialpädagogen wen auch immer als als Pfand sitzen habe, dann gehen die auch. Die konnten das am Anfang nicht so loslassen. Kann nicht irgendjemand Fremden meine Aufgaben übertragen? Da geht es den Kindern wie uns auch. Aber über Vertrauensbasis und sehr viel Präsenz und sehr viel aushalten auch. Es gibt immer wieder Rückschläge. Man hält viel aus. In den Familienhilfen ist es gelungen, die Kinder dann auch wirklich wieder anzubinden an das Leben, was Kinder in diesem Alter führen sollten und nicht schon erwachsen zu sein, das wäre so ein Fallbeispiel. Ja, es gibt zahlreiche andere, beispielsweise auch wenn Familien sich trennen. Ich bin jetzt auch wieder bei psychischen Erkrankungen der Eltern. Das war damals unser Alleinstellungsmerkmal, dass wir sagten, wir machen Familien Hilfen für Kinder psychisch kranker Eltern und wir holen die Kinder in den Mittelpunkt. Das ist nämlich so ein Ding. Das ist auch so krankheitsimmanent, dass diese psychischen Erkrankungen sich immer so in den Vordergrund drängen und Helfersysteme oft darauf reagieren und sagen Jetzt müssen wir uns doch noch mal um Mutter oder Vater kümmern. Und da ganz klar zu sagen, Sie haben eine Diagnose oder haben die auch nicht, das gibt es auch, aber für sie gibt es Ärzte, für sie gibt es Tagesförderstätten, für Sie gibt es vielleicht die Nachbarin, mit der Sie mal ein Kaffee trinken können. Aber ich gucke nach Ihren Kindern. Und derjenige, der die Elternarbeit macht und sich da aufteilt, der sagt Genau das ist mein Ansatz. Ich sitz da zwar als Pfand und unterhalt mich mit Mutter oder Vater, damit Kinder in die Schule gehen können oder mit der Familienhilfe einen Ausflug machen können oder so was. Aber ich bin auch dabei, denjenigen, den die erkrankte Person noch mal anders anzubinden, wenn eine Krankheitseinsicht besteht. Bei dem erkrankten Elternteil ist das meistens überhaupt kein Problem. Aber wenn wir das ist bei Schizophrenie zum Beispiel so, dann gehört das dazu, dass man ja seine eigene Krankheit nicht anerkennt. Das gehört zu der Diagnose letztendlich. Und da heißt es viel aushalten für die Mitarbeitenden, um da auch zu gucken, wie können wir Wege ebnen, weg, Wege, Bahnen, diese Menschen dann auch im Bereich, im großen Bereich der Sozialpsychiatrie einzubinden, damit die Kinder entlastet werden. Das war eine Hauptaufgabe. #00:18:20‑3#

Jan Steffens: Was wäre? Wir haben ja jetzt auch viele Zuhörerinnen, die noch Heilpädagogik studieren. Und wenn die dich jetzt hören und sagen Mensch, das würde ich tatsächlich auch wirklich gerne. Ich würde gerne in dem Bereich arbeiten, das interessiert mich. Was müssen die für spezielle Kompetenzen mitbringen oder was müssen sie können, damit die in dem Bereich arbeiten können? Ich habe jetzt bei dir schon so raus gehört, es ging um um psychische Erkrankungen beispielsweise. Auch da gibt es ja spezielle Kompetenzen, die man haben muss und nicht einfach nur Wissen darüber, sondern auch Umgang damit. Auch so ein Thema, die Pathologisierung etc. wie was wären so, was würdest du sagen? Sind so wichtige Punkte. #00:19:08‑3#

Sandra Leginovic: Ich kann nur einen Punkt nennen und der ist die Bereitschaft, mit dieser Klientel zu arbeiten. Das ist die Bereitschaft und ich habe das auch nicht alles gewusst. Wir haben es einfach gemacht und das ist learning by doing. Und klar besuchen wir dann irgendwann Fortbildungen zu dem Thema, weil es uns gerade interessiert. Wenn ich was über Schizophrenie wissen will, weil die Klientin das gerade hat oder der Klient, dann kann ich gucken, wie ich mich da weiterbilde. Das heißt nicht, dass ich das qua meiner Ausbildung alles schon wissen und haben muss. Es geht um die Bereitschaft, mich als Person da zur Verfügung zu stellen, auch Grenzen zu setzen. Das ist immer so was, was ich wir haben ja auch diese Fachausbildung Heilpädagogische Familienhilfe hier an der AHA und ja also das ich muss mich zur Verfügung stellen, aber ich muss gleichzeitig Grenzen setzen. Ich brauche ein gutes Konzept, was mich auch schützt, Ich brauche viel Supervision, um das alles auch mit meinen Kollegen und mit mir wieder gerade zu. Aber wenn das alles läuft, dann ist es ein hoch spannendes Arbeitsfeld. Und da kann man auch wenn man ein Team hat, wenn man ein sehr gemischtes Team, also wirklich von von ganz jungen Menschen bis schon sehr berufserfahrenen, dann entsteht durch diese Mischung einfach man nimmt die jungen Kollegen an die Hand und die wachsen da rein. Ich finde, das ist ein super Lernfeld, gerade in den Hilfen zur Erziehung. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel gelernt wie da. #00:20:33‑2#

Philipp Bryant: Okay, ich hätte eine Frage und würde dich gerne bitten Sandra kannst du, weil du ja jetzt viel auch von psychischen Erkrankungen gesprochen hast? Kannst du noch mal vielleicht einen anderen Einblick geben in. Rahmenbedingungen und soziale. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die vielleicht auch dazu führen können, dass du Familien, Kinder, Jugendliche und deren Eltern kennenlernst. Gibt es da auch was, auf das man schauen kann, wo du vielleicht so was wie ein Muster erkennst? #00:21:02‑5#

Sandra Leginovic: Wir haben oft Menschen, die in der Jugendhilfe schon sehr erfahren sind. Die bekamen wir auch. Und es gehört eigentlich dazu, dass man eine gründliche Anamnese macht und auch mal schaut, was, was haben die Menschen, was, was haben die schon erfahren? Da fällt mir jetzt ein Jugendlicher ein, der sagt ich war in zwei Pflegefamilien und in einem Heim. Jetzt lebe ich wieder in meiner Herkunftsfamilie. Und so Typen wie dich, die kenne ich doch. Ja, ich bin Sozialarbeiter. Erfahren. Ich weiß, was ihr hier macht und was ihr alles wissen wollt. Und da auch anzudocken und zu sagen Ja, da hast du viel erlebt. Ich muss das wertschätzen, deine Biografie. Aber es sind ja auch so viele Hilfen gescheitert und mir anzugucken, warum sind die Hilfen gescheitert? Und da haben wir dann oft rausgefunden oder da gibt es auch zum Beispiel lesenswert ist auch schon älter die Jugendhilfe Effekt Studie, die schon mal sagt was brauchen wir für für Standards auch oder was müssen wir uns anschauen, wenn das Hilfen auch erfolgreich werden? Und ich muss sagen, wir haben in der Heilpädagogische Familienhilfe eine relativ hohe Erfolgsquote dadurch gehabt, dass wir nicht da hergegangen sind mit einem Konzept und haben gesagt So arbeiten wir und liebe Klienten, ihr müsst da reinpassen, sondern wir haben unsere Konzepte individuell an die Familien angepasst. Und jetzt eine Familie mit relativ viel Jugendhilfe Erfahrung. Die kennen natürlich viele Hilfen und die haben dann ihre ja so vier Muster im. #00:22:37‑2#

Philipp Bryant: Kopf, die sind richtige Profis. #00:22:39‑2#

Sandra Leginovic: Ja, ich. #00:22:40‑1#

Philipp Bryant: Kenne das ja auch. Ich habe ja auch einen Jugendhilfe Hintergrund und ich kann das sehr gut nachempfinden, was du gerade berichtest. Und hab ich dich richtig verstanden, dass du im Grunde genommen ja sehr deutlich sagst, dass die heilpädagogische Machart der Familienhilfe auch dann zum Beispiel zum Tragen kommt, wenn andere Formen der Familienhilfe schon auch teilweise in den Familien x mal angewandt oder versucht wurden und es nochmal einen erneuten Zugang geben soll. #00:23:12‑1#

Sandra Leginovic: Ja, auch das kann möglich sein, aber ich muss mir genau anschauen, was ist gescheitert, warum ist es gescheitert? Dann brauche ich die Familien dazu. Die müssen mir sagen, was nicht gepasst hat und was sie nicht wollen. Und dann bin ich unter Umständen auch die falsche. Das, das kann sein. Und dann kann es sein, dass ich dem Kostenträger sagen muss Ihr braucht hier eine andere Maßnahme. Ja, das geht nicht nur darum. Natürlich müssen wir den Erhalt, also dass die Kinder in den Familien bleiben können. Das ist immer das oberste Ziel. Aber es gibt auch Familienkonstellationen, da ist es nicht machbar. Und dann sind wir mit einer ambulanten Maßnahme einfach zu dünn. Das ist es nicht. Und wenn es dann darum geht, Kosten zu sparen, dann muss ich auch sagen, die sind Diesen Fall kann ich nicht annehmen, weil da würde ich, da würde ich was versprechen, was ich nicht halten kann. Also das muss ich mir mehr anschauen. Aber es gibt auch Familien, die sagen, na ja, wir hatten zum Beispiel eine hohe Fluktuation in bei unseren Familien Helfern, da kam alle halbe Jahr jemand Neues, Also wir konnten gar nicht andocken oder die hatten so ein Konzept und das wurde so auf Biegen und Brechen durchgesetzt. Wir möchten eigentlich keine Leute in unserer Wohnung empfangen. Da hieß es vom Jugendamt doch, da soll einer mal in der Woche jemand nach dem Rechten gucken. Und da aber zu sagen, sie kommen erst mal zu uns, wir treffen uns bei uns und das hat oft schon geholfen zu sagen okay, das ist eine andere Form, da gehe ich hin. Die wollen jetzt erst mal nicht gucken, ob es bei mir ordentlich ist. So, das ist es ja. Wir wollen gucken, ist sauber, ist aufgeräumt oder ist ein Kind gefährdet wegen Weiß ich nicht. #00:24:51‑0#

Philipp Bryant: Also eine besondere Form der Wertschätzung des Gegenübers, mit dem wir leben und arbeiten. #00:24:58‑1#

Sandra Leginovic: Ja, es ist sehr wertschätzend. Ich kann nicht sagen, ich weiß es besser. Ich stecke in niemandes Schuhen außer in meinen und kann nicht in die Köpfe der Leute rein. Und es gibt auch Menschen, die sind im im Zwangskontext. Da ist Familiengericht gerichtlich angeordnet worden. Jetzt kommt die Frau Legjinovic mit ihren Kollegen und die haben sie gefälligst rein zu lassen. Und dann sag ich, ich habe sie mir auch nicht ausgesucht. Wir müssen mal gucken, wie wir jetzt die Zeit gestalten. Richter hat gesagt, wir sollen uns treffen. Machen wir das, Wie kriegen wir das am besten hin? Sie wollen nicht, dass ich zu Ihnen nach Hause komme. Dann kommen Sie doch mal zu uns, oder wir treffen uns im Cafe. Also das auch offen zu lassen und nicht zu sagen Nein, ich bin da ambulante Hilfe. Und ich sitz immer bei Ihnen auf dem Sofa. Das wollen die nicht. #00:25:47‑6#

Rihab Chaabane: Also auch so eine offene. Hi zum Setting und wie es am besten geht. Ich habe kurz hochgeschaut, weil wir im Vorgespräch überlegt hatten, wie wir diese drei ich nenne es jetzt mal Werte, Solidarität, Vielfalt und Wertschätzung auch im Rahmen von unserem Gespräch irgendwie platziert bekommen. Und jetzt viel schon mal die Wertschätzung Check. Du hast die Kostenträger erwähnt oder den Kostenträger, das Jugendamt oder oder. Nicht unbedingt. #00:26:17‑0#

Sandra Leginovic: Es kann auch die Eingliederungshilfe sein. Wobei Familienhilfe da jetzt erst mal nicht vorkommen. Es gibt die Elternassistenz für Eltern mit Beeinträchtigung. Das ist ein klassisches Teilhabeangebot. Beispiel Blinde Eltern oder so in der Versorgung der Kinder dann noch Unterstützung brauchen oder Menschen mit einer Körperbehinderung. Ja, die Jugendhilfe und die Eingliederungshilfe haben da unterschiedliche Zugangsweisen. Einfach. #00:26:44‑3#

Rihab Chaabane: Und wie erlebst du die Offenheit der Bewilligung jetzt der Heilpädagogische Familienhilfe? Das ist so A Und weil ich eine Vermutung habe, gleich mal B Was glaubst du, bräuchte es, dass es da mehr Offenheit gibt? #00:27:02‑3#

Sandra Leginovic: Wir haben ein Nord Süd Gefälle. Da haben wir es auch. Gestern saß hier schon mal eine Gruppe von Menschen, die sich über Barrierefreiheit und. Ja, wie wohnt man eigentlich in der eigenen Wohnung, wenn man eine Behinderung hat? Wir haben mal den Jetzt sage ich’s, weil das auch gefallen ist. Gestern den Landkreis Nordfriesland geschult in Heilpädagogische Familienhilfe mit der EA H und ein Sozialverbund und die haben das relativ gut für sich genutzt, indem sie gesagt habe, wir verbinden einfach die über eine Heilpädagogische Familienhilfe, die Schnittstelle Frühförderung. Weil wenn die Kinder eingeschult werden mit dem sechsten Lebensjahr ungefähr, dann stoppt die Frühförderung. Egal an welcher Stelle der Förderung wir stehen. Und eigentlich wissen wir die Familien so Frühförderung macht auch so ein bisschen Familienhilfe, finde ich manchmal, weil die sind auch in den Familien, haben aber auch ihre Frühförderstelle, schleppen jede Menge Material mit sich rum und so was. Und jetzt geht das Kind in die Schule und dann ist es wie abgeschnitten und dann geht es von vorne los. Und bis sie wieder in die Jugendhilfe kommen, bis da was angedockt ist, geht Zeit ins Land. Wir können ja einfach sagen, dass die Kollegin oder der Kollege, der in der Frühförderung war, das jetzt nahtlos über laufen lässt, in eine Heilpädagogische Familienhilfe mit dem Kind weiterarbeitet. Das war denen ihr Modell und das ging durch ja jetzt haben wir machen ja diese Fortbildung schon sehr lange und es sind Leute aus sämtlichen Bundesländern, die das besuchen und das ist ganz, ganz unterschiedlich. Wer inzwischen einen Leistungsabschluss hat, wirklich für Heilpädagogische Familienhilfe diese Fälle gibt und gerade jetzt, wo es um inklusive Jugendhilfe geht, höre ich immer öfter, dass ehemalige Absolventinnen. Ich habe auch hier noch eine getroffen, die mir sagte Seit 1. Mai bin ich im Geschäft. Ich habe den Leistungsabschluss mit meinem Kostenträger für Heilpädagogische Familienhilfe und selbst in dem Einzugsgebiet, in dem ich selber meine Praxis habe, hat neulich eine eine Jugendhilfeeinrichtung, also die sind kurz vorm Abschluss für eine Heilpädagogische Familienhilfe und das freut mich. Und dann gibt es andere Landkreise oder Städten, Städte, die sind noch nicht so weit, die können sich darunter nichts vorstellen. Da muss man sehr viel Klinkenputzen, Überzeugungsarbeit machen. Und ich sage immer, man braucht einen schwierigen Fall, der an einen herangetreten wird, wo man beweisen kann, was man bewirken kann. Wenn man das Pferd mal andersrum aufgezäumt, also nicht von hinten, sondern mal mit den Menschen und auch das zu beachten, was ich brauche. Ich finde auch, das ist ja deine Frage. B Was braucht es? Ich brauche oder ich brauche in den Jugendämtern und in den Sozialämtern Menschen, die über eine gute Zuweiserqualität verfügen. Das heißt, sie müssen wissen, welche Leute sie beauftragen, für welche Familien oder für welches Kind für welchen Fall. Und nicht sagen das einfachste ist, ich gebe die alle zu, weiß ich nicht. Schnipp schnapp e.V. und da sind die dann alle und das passt für den einen oder anderen nicht. Und das würde ich mir wünschen, hat übrigens auch die Jugendhilfe Effekt Studie damals hervorgebracht, dass an der Zuweisungsqualität der Jugendämter noch gearbeitet werden müsste. #00:30:33‑9#

Jan Steffens: Ja, vielleicht noch mal das Tagungsthema aufgreifend gemeinsamen Räume eröffnen Heilpädagogik im Auftrag für Solidarität, Wertschätzung und Vielfalt Wie verordnest du da eure Arbeit? Wie setzt sie das um? Hattest du kurz gesagt Auch ich muss deine Biografie wertschätzen. Also Solidarität vielleicht auch so als Stichwort. Das sind ja Haltungsfragen, die da auch beschrieben werden. Wie ist das wichtig für eure Arbeit, Wie setzt ihr das um? Wie kann man sich das konkret vorstellen? Gibt es da vielleicht auch ein Beispiel für Räume eröffnen? #00:31:09‑6#

Sandra Leginovic: Ich hänge da auch so an Räumen. Ich bin so ein Raumfan. Ich finde, wenn ich einen guten, vorbereiteten Raum habe, dann kann ich da mit jedem hingehen und die Menschen finden da was, was wir tun können, was sie irgendwie inspiriert oder was möglicherweise ein Äquivalent zu dem darstellt, was sie zu Hause haben. Und ich habe ein Beispiel eine Familie, die für sich gesagt hat, wir sind den ganzen Tag so zerstreut und in unserem Alltag, wir haben Familienhilfe da gemacht und gesagt Was wünschen Sie sich, was würden Sie gerne mal machen? Und die Kinder haben gesagt, wir würden gerne mal alle zusammen Abend essen. Das läuft bei uns nicht. Wir haben nicht mal einen gescheiten Esstisch, der ist immer so gekramt mit allen möglichen Sachen und wir finden da auch nicht alle Platz. Und wir würden so gerne mal eine Lasagne machen. #00:31:54‑4#

Jan Steffens: Okay. #00:31:56‑6#

Sandra Leginovic: Die Küche war aber jetzt auch nicht so im ad hoc imstande, dass dort eine Lasagne hätte gemacht werden können. Und wir haben dann gesagt, dann machen wir das bei uns so und die Eltern sagten auch, wir wissen, wie Lasagne geht, haben wir früher auch schon gemacht und wir waren bei uns und wir haben zusammen gekocht und wir haben diesen Raum eröffnet insofern, dass wir gesagt haben, okay, also wir müssen erst mal ein bisschen mehr Platz, wir brauchen eine Auflaufform, das muss jemand organisieren, wir müssen unseren Esstisch aufräumen, weil wir können ja gar nicht alle da sitzen und haben für sich beschlossen, das war jetzt so der Auftakt, Das hat uns inspiriert und so ein bisschen beflügelt, da zu Hause dafür zu sorgen, dass wir das da genauso machen können. Ja, und das ist das sind total simples Beispiel und klingt echt ein bisschen banal. Aber für Familien bedeutet das unter Umständen auch so ganz kleine Sachen. Eine ganz wichtige Stellschraube würden wir vielleicht auf Anhieb nicht so erkennen. Wenn ich im Jugendamt erzählen würde und die sagen Was haben Sie denn mit Familie Soundso gemacht? Ja, Lasagne gekocht, ja und, was soll das? Aber das kann sehr viel Bedeutung haben. #00:33:03‑1#

Rihab Chaabane: Ja, wie du sagst, es klingt, es klingt im ersten Moment banal, aber doch irgendwie wesentlich für die Familie. Also da ist irgendwie ein wesentliches Bedürfnis, was dahinter steckt. Ich habe mich gerade gefragt, wo ist eigentlich. Also vielleicht brauchst du diese Grenze nicht, aber so dieses Thema Behinderung ist ja so, das sag ich mal Wesensthema der Heilpädagogik. Und unter Familienhilfe habe ich eher so ein Bild von einem sehr erzieherischen Auftrag. Auch wie kann gute Erziehung oder wie können Kinder so Aufwachsbedingungen ermöglicht werden, dass sie gute Erziehung und Bildung auch genießen innerhalb ihrer Familien? Brauchst du dieser Abgrenzung zwischen sag ich mal, erziehe so diesen erzieherischen Auftrag und sage ich mal dem klassisch heilpädagogischen Auftrag, dass es zum Beispiel eine Behinderung in der Familie gibt? Oder braucht es das gar nicht in deiner Praxis? #00:33:56‑3#

Sandra Leginovic: Nein, das braucht es nicht. Das ist tatsächlich. In der Heilpädagogische Familienhilfe hat das keine Relevanz. Und ich bin auch nicht da, um Eltern zu erziehen oder um deren Kinder zu erziehen. Es gibt, was wir auch immer gemacht haben, Wir haben kleine Gruppen Angebote gemacht. Wir haben zum Teil Familien übergreifend gearbeitet und das ist so ein Beispiel für Erziehung. Wir sagen, wir laden alle Kinder zum Grillen ein. Wer hat Lust und aus? Weiß ich nicht. 20 Familien kommen die Kinder und Jugendlichen alle im Hof um die Feuerstelle. Wir grillen. Und natürlich, das ist dann wie in jeder Kindergruppe. Da gibt es Kabbeleien, da gibt es, der eine ärgert den anderen, jemand schlägt sein jüngeres Geschwisterchen ein. Da greifen wir dann natürlich ein, da sind wir in der Pädagogik, in der Erziehung. Aber was da so zu Hause ist, das wird besprochen mit den Eltern, das wird besprochen mit den Kindern. Man kann Empfehlungen geben oder den Eltern auch da rein helfen zu sagen, was, Was würde Ihnen jetzt helfen, mit dem Kind besser umgehen zu können? Wir haben. Ich war bei den parentifizierten Kindern vorhin, die mischen sich auch in alles ein, das muss man dann auch sagen und das ist Eltern manchmal unangenehm und da auch zu sagen, wie können sie Grenzen aufzeigen, das ist nicht das Geschäft des Kindes hier gerade und grenzen Sie sich da ab, sagen Sie Stopp! Und da Eltern dazu zu verhelfen, das aber selber zu tun, das ist eigentlich auch das, was die Sozialpädagogische Familienhilfe macht. Das ist deren Auftrag, dass Eltern wieder erziehungsfähig werden. Ich erlebe aber oft durchaus erziehungsfähige Eltern, die noch andere Probleme haben, die sie davon abhalten, für ihre Kinder adäquat da zu sein. Und da müssen wir gucken und das sind dann letztendlich auch Teilhabe, Barrieren, Behinderungen. Nochmal so das Stichwort, wir haben ja auch Familien, das ist so was, das war so. Ein Aufreger damals. Heute wird es wahrscheinlich gar nicht mehr so hinterfragt werden. Aber eine Familie mit mehreren Kindern, Ein Kind hat Downsyndrom. Wir erzählen unserem Kostenträger, wir machen hier eine eine Familienhilfe, die Kinder können kommen, wir rechnen das so und so über die Stunden ab und dann sagen die Ja, aber das Kind mit Downsyndrom, das hat ja gar keinen Erziehungs Hilfebedarf, weil es ja eine Behinderung hat, eine wesentliche. Der kann aber nicht mitkommen, weil er gehört doch zur Familie. Ja, aber das geht nicht. Und da habe ich dann auch erlebt haben wir dann natürlich haben wir gemacht und dann will ich dieses Kind nachmittags von seiner Gruppe in der sogenannten Behindertenhilfe abholen. Die rücken den aber nicht raus, weil der ist gebucht bis soundso viel uhr, da kann man den nicht einfach abholen. Wo ich dann auch gemerkt habe, da müssen muss echt ganz viel zusammenwachsen, um solche Dinge möglich zu machen. Also auch die sogenannte Behindertenhilfe muss sich gegenüber solchen Angeboten dann auch öffnen. #00:36:51‑5#

Philipp Bryant: Jetzt haben wir gerade hier ein, zwei Zettel eingereicht bekommen mit Fragen aus dem Plenum und ich würde gerne direkt die erste an dich, Sandra, weiterleiten, nämlich Inwiefern fügt sich die Heilpädagogische Familienhilfe in den Reformprozess des SGB VIII ein? Also kannst du da bei dem Kinder Jugendhilfe stärkungsgesetz etc. Gibt es da Veränderungen für euch? #00:37:13‑5#

Sandra Leginovic: Das kann ich so nicht sagen. Aber ich kann sagen, als ich, als wir Klinkenputzen gegangen sind und gesagt haben, wir haben hier eine Heilpädagogische Familienhilfe und das ist für die und die Klientel und das und das wollen wir erreichen und so und so arbeiten wir, waren wir zu früh dran. Also zu Beginn der 2000er Jahre haben alle gesagt, so was brauchen wir nicht. Und wir brauchen auch nicht die Menschen mit Behinderung in der im SGB VIII. Ja, und jetzt ist das anders. Und ich glaube, dass diese Konzepte jetzt gerade für mich ist es eine Renaissance, für andere ist das was Neues. Jetzt ist der Zeitpunkt, das zu verhandeln und sich genau darauf zu beziehen, auf ein inklusives SGB VIII und zu sagen ich in meiner heilpädagogischen Profession, ich habe da was anzubieten. #00:38:05‑3#

Philipp Bryant: Eine Frage, die einen Aspekt noch mal aufnimmt, den du ganz zu Beginn erwähnt hast, ist Warum empfehlen Sie Frau Legjinovic im Rahmen der Heilpädagogische Familienhilfe im Team in eine Familie zu gehen? Also vielleicht kannst du noch mal ein bisschen Beispiele finden. #00:38:19‑7#

Sandra Leginovic: Das hat auf der einen Seite was damit zu tun, dass die Kinder ihren eigenen Menschen haben, der ihre Belange auch betrachtet und vom Kind aus denkt, altersadäquat, aber eben auch loyal ist. Und die Kinder kommen oft in Loyalitätskonflikte. Das heißt, wenn der Mensch, der mit Papa und Mama spricht, auch gleichzeitig der ist, der mit mir auf den Spielplatz geht, kann ich mich da möglicherweise nicht öffnen, weil ich weiß ja nicht, was die sonst bequatschen, wenn die da ohne mich sind. Von daher das zu trennen. Und spannend fand ich es auch immer, wenn ich nur mit dem Kind befasst bin, dann kann ich dessen Perspektive viel, viel besser übernehmen und verstehen, als wenn ich noch die Perspektive der Eltern verstehen muss. Ich habe mich manchmal mit meinem Kollegen haben wir uns regelmäßig in die Haare gekriegt, weil weiß ich nicht. War vielleicht die Mutter Versteherin, Er war der Vater Versteher und dann haben wir noch jemanden, der für das Kind da war. Und dann haben wir diese Konflikte tatsächlich bei uns im Team gehabt. Dafür braucht man dann Supervision oder irgendwie ein gutes Miteinander. Und das war dann immer ganz klar Ich weiß jetzt, was zu Hause los ist, weil das empfinden wir gerade an der eigenen Person. #00:39:32‑5#

Rihab Chaabane: Ich war die Stellvertreterinnen sehr gut. #00:39:35‑1#

Philipp Bryant: Auch dazu gibt es eine Frage, die wirklich perfekt Anschluss daran nimmt: Welche Rolle spielt es bei in der Heilpädagogische Familienhilfe, also im Blick auf uns selber? Und kann die Heilpädagogische Familienhilfe besonders sensibel für Gegenübertragung sein? #00:39:50‑8#

Sandra Leginvoic: Ja. #00:39:51‑4#

Rihab Chaabane: Da hat jemand Ahnung. #00:39:53‑8#

Sandra Leginovic: Ja, ich weiß auch nicht, vielleicht auch schon mal mit mir gesprochen oder so, weil diese Familienhilfe-Einrichtung arbeitet natürlich nach einem Konzept der psychoanalytischen Pädagogik und auch da auf dieser Suppe bin ich dahergeschwommen, auch schon im teilstationären Bereich. Also wenn mir da einer von den Kindern ans Bein tritt, weiß ich, ich bin nicht persönlich gemeint, aber ich habe durchaus den Impuls zurückzutreten, dass die Gegenübertragung macht es aber nicht, habe ich gelernt. Ja, aber dieses Gefühl in mir aufnehmen, damit kann ich arbeiten, spielt eine große Rolle und das muss ich ja irgendwo reflektieren. Und von daher denke ich, in den Familien zu sein, ein Stück weit von sich zu geben. Das erfordert immer eine ganz hohe Reflexionskompetenz, aber eben auch die Möglichkeit, das zu reflektieren. Und wenn mein Arbeitgeber mir nicht diese Zeit zugesteht, zur Supervision zu gehen und mich mit meinem Team auszutauschen oder auch für Fallbeispiele. Ich brauche nicht immer einen externen Supervisor, aber ich muss mich mit meinem Team absprechen und mit den Leuten, die das so erleben, vielleicht auch anders erleben als ich. Aber auch darüber muss ein Austausch passieren. Das ist elementar wichtig. Ich finde sowieso im sozialen Bereich, wir müssen immer mal zur Seite treten und draufschauen können. #00:41:07‑9#

Philipp Bryant: Die vorletzte Frage aus dem Plenum, die ich auch extrem wichtig finde. Hat die Heilpädagogische Familienhilfe Grenzen? Also wo hören die vielen Möglichkeiten, in denen du ja auch gesprochen hast, wo hören die auf? #00:41:21‑4#

Sandra Leginovic: Ja, das ist so ein bisschen auch eigenes Empfinden, wie man sich da selber aufstellt. Es gibt Leute, die sagen, ich arbeite grundsätzlich nicht im Zwangskontext. Das würde ich jetzt für mich nicht propagieren, aber ich kann das verstehen, wenn jemand anders das sagt. Es gibt Leute, die sagen, wir arbeiten nicht mit Familien Systemen, wo es Sexualstraftäter gibt. Es gibt eine ganze Reihe von Sachen, ja, wo es gewalttätige Familienmitglieder gibt, wo man sagt, da kann ich jetzt nicht hingehen, ich habe da Angst. Ich fühl mich in dieser Familie nicht wohl, oder? Diese Familie ist auch nicht offen für mein Angebot. Und es geht nur darum rauszukriegen, wie sie mich am schnellsten wieder loswerden. Und da muss ich gucken, das muss ich mir im Einzelfall angucken. Möchte jemand die Hilfe überhaupt und bin ich imstande und kann ich das mit dieser, mit diesem Personenkreis zu arbeiten? Und das muss man sich selber. Ja, ich sage, jeder hat auch das Recht, Hilfe abzulehnen. Und wenn ich da nicht gewollt werde, dann werde ich einen Teufel tun, auf Biegen und Brechen das zu versuchen. #00:42:24‑1#

Jan Steffens: Ja, wir haben ja ganz viele gute Fragen aus dem Plenum. Ich habe noch eine. Es geht zwar in der Heilpädagogische Familienhilfe um die Familien. Diese Familien leben im Sozialraum. Inwiefern wird der Sozialraum in die Arbeit einbezogen? #00:42:38‑6#

Sandra Leginovic: Das spielt eine ganz große Rolle. Ich habe ja gesagt, wir. Wir sind auch bei uns in der Einrichtung, und die ist nicht unbedingt im Sozialraum der Familien. Ja, aber von daher ist es auch wichtig, dass ich Zeit mit den Familien in ihrem Umfeld verbringe. Und es nutzt auch nichts. Ich meine, ich weiß, ich habe schon verstanden. Sozialraum ist nicht, dass ich zur nächst gelegenen Eisdiele gehe mit den Leuten. Sondern auch die strukturellen Bedingungen eines Sozialraums eben auch erkenne. Und wir haben in den Sozialräumen der Familien durchaus Leute. Das sind jetzt keine keine professionellen Helfer. Wenn ich auch immer davon spreche, dass wir ein Netzwerk brauchen für diese Familien, ich muss auch die Therapeuten der Kinder kennen, wenn es da welche gibt. Aber ich muss auch die Nachbarn kennen und vielleicht die Freunde der Eltern. Oder gibt es Verwandte, die möglicherweise da eine große Rolle spielen und auch hilfreich sind, wenn die da sind? Und da kann ich nicht sagen, die schließe ich alle aus. Und wenn ich vor Ort bin, dann nehme ich das auch alles auf und mit und gucke auch, was sie dafür für Möglichkeiten haben. Die Familien, was gibt es da an Familienzentren, an Beratungsstellen, an Ärzten? Und diese Dinge, wie komme ich da hin? Kinder müssen zum Arzt, solche Sachen. Ich muss die Busverbindungen kennen. #00:43:53‑3#

Rihab Chaabane: Also auch eine Form, vielleicht auch die Ressourcen im Sozialraum mit zu benutzen, weil glaube ich ihr schon genug auch so zu tun habt als Familien Helferinnen. Es ist ja das Stichwort zur Wasserqualität von dir gefallen in den Jugendämtern, die dafür sorgen, dass die richtigen Personen auch in den Familien arbeiten, könnten hier denn auch die Heilpädagogik Innen als Verfahrenslotsen fungieren. #00:44:19‑2#

Sandra Leginovic: Ja, ich freue mich schon drauf, wenn das überall Einzug hält. Ja, dass wir da ja die Professionalität der Heilpädagogik einfach noch mehr einbringen und nutzen können. Ich finde. Wir sind immer relativ wenige und wir sind relativ leise. Und das ist meine Kritik auch oft, dass die Heilpädagogik oder die Kollegen und Kolleginnen sich oft nicht in dem darstellen, was sie eigentlich leisten können. Also ich muss gut darstellen können, dass ich eine Wirkung erzeugen kann. Und ich muss erzählen können, wie ich das mache. Und wenn ich mich hinstelle und sage, ich bin Heilpädagogin, ich bin so ganzheitlich, dann sagt mir jede Sozialpädagogin Das bin ich auch, und da hat sie recht und ich. Sondern ich muss sagen, Wie mache ich das? Was habe ich mir dabei überlegt, Was habe ich in meinem Werkzeug und Methodenkoffer? Und warum ist das für diese Familie oder für dieses Kind jetzt gerade gut? Und deswegen bin ich die Richtige. Und es gibt Fälle, da bin ich nicht die richtige. Da freue ich mich, dass meine Sozialpädagogen Kollegin das hier so wunderbar machen kann. #00:45:24‑8#

Rihab Chaabane: Also konkret die Dinge benennen und sich nicht hinter Worten auch verstecken. Muss ich an eine andere Podcastfolge gerade denken. Es ist Zeit für A oder B, liebe Sandra. Du weißt, was auf dich zukommt. Du hast glaube ich schon ein paar Folgen gehört. Aber ich sage es nochmal kurz Wir werden dir immer zwei Sachen zur Auswahl stellen, wo du dich ganz schnell entscheiden musst und darfst für eine der beiden Dinge. Du hast einmal die Möglichkeit, einen Joker einzusetzen. #00:45:54‑3#

Sandra Leginovic: Also Telefon. #00:45:56‑1#

Rihab Chaabane: Zu passen. Stimmt, wir können heute den Publikumsjoker sogar nutzen. Genau, Du darfst einmal passen. Und wenn wir ganz nett sind, kriegst du danach sogar die Möglichkeit, bei einem Statement vielleicht die eine oder andere Frage zu erläutern. Nochmal, warum du dich so entschieden hast. #00:46:13‑6#

Rihab Chaabane: Philipp was hast du für Sandra? #00:46:19‑3#

Philipp Bryant: Sandra Du hast es ja vorhin schon ein bisschen gerahmt. Jetzt hole ich so weit aus. Darfst du ja gar nicht. Du musst dich ja nur entscheiden. Aber Pädagogik oder Therapie? #00:46:29‑2#

Sandra Leginovic: Therapiepädagogik? #00:46:31‑1#

Jan Steffens: Ich würde da gerne fast anschließen und fragen: Erziehung oder Bildung? #00:46:38‑0#

Sandra Leginovic: Bildung. #00:46:39‑6#

Rihab Chaabane: Bist du lieber in deiner heilpädagogischen Praxis oder gibst du lieber Fortbildungen? #00:46:45‑0#

Sandra Leginovic: Boah. #00:46:46‑4#

Sandra Leginovic: Das ist wie Berge, Meer und Wald oder so kommen sie auch. Da ist. #00:46:52‑9#

Jan Steffens: Und schlimmer. #00:46:56‑4#

Sandra Leginovic: Das ist jetzt echt eine schwierige Frage und die kann ich. Also da muss ich passen. #00:47:00‑6#

Philipp Bryant: Also, du nimmst den Joker. Ja, gut, der ist weg. #00:47:04‑6#

Rihab Chaabane: Ich habe euch gesagt, ich kenne Sandra. #00:47:06‑4#

Philipp Bryant: Dann würde ich gerne von dir wissen. In deinem Selbstverständnis machst du Heilpädagogische Familienhilfe als Parteinahme oder als Selbstbestimmungsförderung. #00:47:18‑8#

Sandra Leginovic: Manchmal ist es auch Anwaltschaft. #00:47:22‑0#

Philipp Bryant: A oder B? #00:47:24‑7#

Sandra Leginovic: Dann wäre es Parteinahme. #00:47:28‑8#

Jan Steffens: Und wieder schließt mal so ein bisschen an ich überspitzt das vielleicht noch in der Arbeit Neutrale Haltung oder politischer Auftrag. #00:47:38‑4#

Sandra Leginovic: Gibt es keine Stoppuhr oder so was laufen? #00:47:42‑5#

Philipp Bryant: Nein. #00:47:43‑9#

Sandra Leginovic: Ich denke, neutrale Haltung. Hast du gerade verzweifelt geseufzt? #00:47:48‑5#

Rihab Chaabane: Und jetzt dachte ich mir, jetzt mach ich es leichter. Snowboarden oder Skifahren? #00:47:56‑6#

Sandra Leginovic: Skifahren #00:47:57‑4#

Philipp Bryant: Auch wenn die Antwort vielleicht naheliegt. Meer oder Berge. #00:48:03‑2#

Sandra Leginovic: Meer. #00:48:04‑0#

Philipp Bryant: Okay. #00:48:05‑2#

Sandra Leginovic: Und Wald. #00:48:06‑3#

Rihab Chaabane: Ich glaube, wir haben jetzt die letzte. #00:48:09‑9#

Jan Steffens: Die letzte. Genau. Aber ist somit eigentlich die strittigste. Mayo oder Ketchup? #00:48:16‑3#

Sandra Leginovic: Ketchup? #00:48:17‑7#

Philipp Bryant: Oh. #00:48:19‑2#

Sandra Leginovic: Und Pommes Schranke. #00:48:21‑4#

Jan Steffens: Genau. Jetzt haben wir am Ende noch die Möglichkeit ein Abschluss-Statement zu geben. Manche waren so aufgewühlt von den A und B Fragen, dass sie noch was zu den Fragen ergänzen wollten. Das könntest du natürlich jetzt auch machen, aber ich glaube, du bist ganz zufrieden mit deinen Antworten. Hast du was, wo du, was du abschließend noch sagen willst, vielleicht den Zuhörern noch mitteilen willst und noch mal einen Strich drunter machen willst? #00:48:47‑5#

Sandra Leginovic: Also ich bin unglaublich überrascht, dass sie alle hier noch sitzen. Es ist ja jetzt schon spät und denke Wow, toll, dass Sie sich dafür auch so interessieren und dass ich so eine kleine Plattform bekommen habe, noch mal was über die Heilpädagogische Familienhilfe zu sagen. Das finde ich sehr schön und dafür möchte ich mich bei euch bedanken. Ja und nö. Und eigentlich sagen möchte ich nicht. Ich bin jetzt froh, dass es rum ist. Ich habe den ganzen Tag gesprochen, habe ich das Gefühl. Ja, und werd jetzt auch einfach mal die Klappe halten. Heute Abend, glaube ich. #00:49:19‑7#

Philipp Bryant: Ja, also so ganz entlassen bist du noch nicht, denn am Ende jeder Folge fragen wir unsere Gesprächspartner und Gesprächspartnerinnen immer nach einer Empfehlung für unsere Zuhörenden. Und zwar bist du da ganz frei. Es geht um etwas, was dich in der letzten Zeit berührt hat. Ob das ein Buch ist, ein Musikstück, ein Theaterstück, Etwas, von dem du überzeugt bist, dass es gut ist, wenn du es teilst. #00:49:48‑1#

Sandra Leginovic: Ich habe so ein bisschen das Problem, dass ich im Moment gefühlt rund um die Uhr arbeite und überhaupt nichts rechts und links mehr sehe. Ich habe schon lange kein gutes Buch mehr gelesen. #00:50:01‑3#

Sandra Leginovic: Ich bin so am Überlegen. Musik ist immer toll, aber das, was ich höre es auch schon älter. Das ist jetzt nichts Neues, was ich empfehlen kann. #00:50:11‑3#

Philipp Bryant: Das macht gar nichts. #00:50:13‑3#

Jan Steffens: Macht nichts. #00:50:13‑9#

Sandra Leginovic: Also ich höre ja gerne Rock. Und ja, ich hätte gerne mal die Foo-Fighters live gesehen. Und was mich berührt hat, war das Versterben des Schlagzeugers im letzten Jahr. Und da lief natürlich viel im Radio. Und ja, da gab es eine Benefizveranstaltung mit ganz vielen oder so eine Gedenkveranstaltung und da mal reinzuhören in diese musikalische Beisetzung, das hat mich sehr berührt. Das fand ich sehr schön, die vielen Musiker. #00:50:53‑7#

Jan Steffens: Ja, danke für weiters Foo Fighters. #00:50:57‑1#

Rihab Chaabane: Ja, vielen, vielen Dank, liebe Sandra. Jetzt bist du tatsächlich entlassen. Wir sagen ein herzliches Dankeschön für dieses sehr anregende Gespräch zur Heilpädagogische Familienhilfe. Und ja, wir sind nun zum Ende unserer heutigen Folge und damit auch zum Ende der ersten Staffel von irgendwas mit Menschen der Heilpädagogik Podcast gekommen. Danke bis hierhin fürs Zuhören und Feedback geben und bitte, bitte gebt uns weiterhin Feedback. Gern zur ersten Staffel Kritik, Anregungen oder auch Ideen für die zweite Staffel, denn es wird eine zweite Staffel auch geben. Also wenn ihr da Ideen habt für Themen oder für Gäste Gäste, dann auch sehr gerne und zwar über E-Mail am besten und an podcast@bhponline.de. Und jetzt dürft ihr noch mal Lärm machen. Also noch mal Mikro eins, bitte. #00:51:56‑1#

[Publikum applaudiert laut]

Philipp Bryant: Vielen Dank.
Jan Steffens: Danke.

Folge 8: Helge Thiemann, wie wichtig ist die Diagnostik für die Heilpädagogik?

Folge 7: Stefan Doose, wie können wir gute Arbeit für alle Menschen gestalten?

Folge 6: Jonas Fischer, wie geht Barrierefreiheit?

Folge 5: Markus Dederich, wie beeinflussen sich Sprache und heilpädagogische Praxis?


Folge 4: Merle Pisarz, was verdienen HeilpädagogInnen?


Folge 3: Erik Weber, wie politisch ist die Heilpädagogik?


Folge 2: Anne-Dore Stein, warum kritisiert sich die Heilpädagogik so gerne selbst?

Folge 1: Sandra Palfi-Springer, was macht die Heilpädagogik so faszinierend?

Kick-Off: Der Heilpädagogik-Podcast stellt sich vor.

Transkription zur Kick-Off-Folge

Musik spielt:

Rihab Chaabane: Genau das ist ja so die Idee, auch mit unseren Gästen zusammen, dass wir über verschiedene Themen reden und dann einfach mal gemeinsam suchen, vielleicht was auch finden. Vielleicht finden wir Antworten, vielleicht bewegen wir uns auch, vielleicht kommen wir am Ende mit mehr Fragen als Antworten heraus. Und das ist so das Profil von diesem Podcast. #00:00:18‑4# Musik Ende.

Rihab Chaabane: (…) Hallo und herzlich Willkommen zur Folge null von irgendwas mit Menschen der Heilpädagogik Podcasts. Ja, in diesem Kick off möchten wir euch einen kleinen Einblick darüber geben, was euch hier überhaupt erwartet, wer wir sind und was wir so vorhaben. Die nächsten Wochen und Monate. Ich sage wir, weil wir heute hier als Moderator in ein Team, als Moderator in ein Trio da sind. An meiner Seite Philipp. #00:01:03‑7#

Philipp Bryant: Hallo. #00:01:05‑2#

Rihab Chaabane: Und Jan. #00:01:06‑8#

Jan Steffens: Hallo. #00:01:08‑3#

Rihab Chaabane: Ja, vielleicht fange ich mal damit an, mich vorzustellen und dann würde ich natürlich sehr gerne auch von euch hören, wer ihr so seid und was euch motiviert hat, diesen Podcast mit zu moderieren. Ja, mein Name ist Rihab Shabani. Ich bin Heilpädagogin, Supervisorin, systemischer Coach und bald auch Kinderbuchautorin. Und als Freiberuflerin bin ich vor allem damit beschäftigt, Fachkräfte aus dem pädagogischen und sozialen Bereich zu den Themen Vielfalt und Inklusion und was alles so damit zusammenhängt fortzubilden. Ja, und diese Stimme, meine Stimme wird euch in diesem Podcast die nächsten Wochen und Monate begleiten. Wie gesagt, ich bin froh, dass ich nicht alleine bin, sondern immer ein Co Moderator auch an meiner Seite habe Und heute gleich beide mit dabei. Philip Bryant. WHO are you? #00:02:05‑5#

Philipp Bryant: Ja, meinen Namen hast du ja gerade schon genannt. Das bin ich, ja und ich bin Diplom- Heilpädagoge. Und zudem habe ich einen sozialwissenschaftlichen Studiengang rund um das Thema Inklusion absolviert. Ich bin systemischer Familienberater, Sexualtherapeut, nein: Sexualpädagoge. Schon gleich eine kleine Vermischung von Therapie und Pädagogik mit eingebaut. Auch ein spannendes Thema. Vielleicht. Und ich habe ganz viele Jahre in unterschiedlichen Handlungsfeldern und Arbeitsbereichen der Heilpädagogik meine berufliche Tätigkeit vollbracht und bin aber seit vier Jahren jetzt an der Evangelischen Hochschule in Bochum angestellt. Und da sind meine Hauptaufgaben ja die kommenden Heilpädagogin und Heilpädagogen in ihrem Weg im Studium zu begleiten. Und das mache ich auf ganz unterschiedlichen Themengebieten. Genau so viel zu mir. #00:03:05‑4#

Rihab Chaabane: Ja, ich freue mich auf dich und auf die Kooperation mit Dir gemeinsam und dann jeweils einem Gast. Ja, wir haben noch, ich sage es einmal Herrn Dr. Jan Steffens da. Du magst diesen Titel nicht unbedingt in diesem Podcast haben, aber einmal dachte ich, erlaube ich’s mir. Erzähl mal! #00:03:24‑5#

Jan Steffens: Ja, genau. Ich bin Jan Steffens und habe Behindertenpädagogik studiert. Also nicht Heilpädagogik, sondern Behindertenpädagogik. In Bremen, in dem Studiengang damals von Wolfgang Jansen und Georg Feuser. Wen das vielleicht interessiert. Die Namen kann man auch googeln und man findet ganz viele Texte von denen. Die haben sehr, sehr viel zur Integration geschrieben in den 70er, 80er und 90er Jahren. Und das war ein Studiengang, der mich sehr geprägt hat, weil dort eigentlich schon bevor das Wort Interdisziplinarität aufgetaucht ist, dieses Fach Behinderten oder Heil- oder Sonderpädagogik aus ganz vielen unterschiedlichen Perspektiven sich angeschaut wurde, also aus soziologischer, philosophischer, neurowissenschaftlicher, psychologischer. Und so versuche ich auch so ein bisschen zu arbeiten. Ich bin mittlerweile sehr viel an der Universität unterwegs, weil ich eben auch promoviert habe und an der Uni arbeite als Dozent. Aber ich bin auch viel mehr Praxis als als Referent oder für Fachberatung. Und versucht, diese Perspektive, die ich damals so mitbekommen habe, auch in die in die Praxis zu tragen. Genau. Ich habe nicht so viele schöne Ausbildung wie ihr, aber vielleicht wird das ja noch was. Also vielleicht werde ich jetzt genau über diesen Podcast noch inspiriert, dazu auch noch zusätzlich was zu machen. #00:05:02‑0#

Rihab Chaabane: Jan, du hast mir gerade eine super Vorlage gegeben. Ja, genau. Bevor wir noch mal noch darüber reden, wer noch so hinter dem Podcast steckt, will ich gerne aus deiner Vorstellungsrunde was aufgreifen. Du hast jetzt dich vorgestellt als Behindertenpädagoge, nicht Heilpädagoge und hast dann aber Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Behindertenpädagogik so nacheinander gesagt. Ein Format. In diesem, in diesem Podcast, welches wir uns überlegt haben, ist der sogenannte Elevator Pitch. Dass wir die Gäste dann immer bitten, die sonst ja immer gewohnt sind. Jan, so wie du auch wahrscheinlich zu dozieren. Und dann hat man in der Regel 90 Minuten Zeit in so einer Vorlesung oder in einem Seminar, um bestimmte Dinge zu erläutern. Heute hast du 90 Sekunden Zeit, mal uns und den Zuhörenden. Also mir ist es nicht so ganz klar, warum du jetzt sagst Behindertenpädagogik, Sozial- Sonderpädagogik, Heilpädagogik, dass das so alles in einem Topf ist. Vielleicht ein Versuch einer Differenzierung. Philipp, nimmst du die Zeit? #00:06:07‑3#

Philipp Bryant: Ja, sobald du loslegst, Jan, drücke ich auf Start. #00:06:11‑4#

Rihab Chaabane: Okay. Go! #00:06:13‑1#

Jan Steffens: Ähm. Ja. Also ich würde sagen, gerade die Differenzierung würde ich nicht versuchen, sondern ich habe das ja so benannt, als könnte man das so innerhalb der Arche, also als wäre es das gleiche oder als hätte, da würden die Wörter nur synonym füreinander stehen und das tun sie natürlich nicht. Also wenn man sich das historisch anguckt, gibt es natürlich völlig unterschiedliche Entwicklungspfade zu dieser, dieser unterschiedlichen Begrifflichkeiten und auch gerade in Bezug auf Sonderpädagogik, die sich ja viel, die aus der Schule kommt usw. Unterschiedliche Herangehensweisen auch und da sind dann so was wie Behindertenpädagogik hat sich entwickelt auch so ein bisschen als Differenzierung. Ich würde allerdings eher weniger die Differenzierung stark machen wollen, als vielmehr die Gemeinsamkeiten. Und das wäre zum Beispiel, ähm, aus meiner Sicht sehr viel, oder? Ich finde wichtig, die Gemeinsamkeiten auch immer zu sich zu vergewissern, weil es ganz viel um ganz ähnliche Arbeit geht, nämlich darum, mit Menschen, so heißt ja auch der Podcast zu arbeiten, an den Verhältnissen zu arbeiten, in denen die Menschen leben und die so zu gestalten, dass Personen sich entwickeln können und Freiheiten haben. Ihr seht ja, das ist das. Ich hätte jetzt gerade das Gefühl, jetzt komme ich so langsam auf eine richtige Antwort und dann ist es vorbei. Das war der ich musste. Nee, ist nicht so einfach. #00:08:00‑4#

Rihab Chaabane: Ne, gar nicht so einfach. Ja, man muss sich ein bisschen warmlaufen. Also, 90 Sekunden sind echt schnell vorbei. Cool. Danke. #00:08:07‑0#

Philipp Bryant: Timer ist gnadenlos. #00:08:08‑8#

Jan Steffens: Also, der Timer ist gnadenlos und ich brauchte eigentlich die Zeit, diese 90 Sekunden, um überhaupt erst mal drüber nachzudenken. Ja, aber das ist ja ein Element in unserem, in unserem Podcast. Das heißt, wir werden viele Gäste haben, die jetzt in eine ganz ähnliche Situation kommen wie ich und die werden mal sehen, wie sie sich da drin bewegen. #00:08:31‑0#

Rihab Chaabane: Und was wäre auch Vorhaben in dem Podcast dieses den Gästen oder wir gemeinsam auch laut nachzudenken. Das hat man gerade bei dir auch so gehört, dass du so im Nachdenkprozess bist und wir konnten da quasi mit zuhören, wie du gerade nachdenkst. Und genau das ist ja so die Idee auch mit unseren Gästen zusammen, dass wir über verschiedene Themen reden und dann einfach mal gemeinsam suchen, vielleicht was auch finden. Vielleicht finden wir Antworten, vielleicht bewegen wir uns auch, vielleicht kommen wir am Ende mit mehr Fragen als Antworten heraus. Und das ist so das Profil von diesem Podcast. Und da, also das ist etwas, worauf ich mich besonders freue. Philipp, gibt es etwas, wo du irgendwie das Gefühl hast Ja, darauf hast du richtig Bock? #00:09:13‑9#

Philipp Bryant: Ja, definitiv. Also die Anfrage. Und damit können wir vielleicht auch noch ganz kurz bevor ich deine Frage beantworte, zu denjenigen kommen, der Struktur, die uns einlädt, diesen Podcast zu machen oder den machen zu können. Nämlich die Idee dafür ist ja entstanden im Berufsverband der Heilpädagoginnen und Heilpädagogen. Und dieser Berufsverband hat ja mit dem, was du auch schon als Idee gerade genannt hast, die das Ziel verbunden über diesen Podcast Heilpädagogik als Thematik insgesamt zu einer, oder über die Form des Podcasts zu einem größeren Bekanntheitsgrad zu führen oder auch so etwas wie eine Plattform für einen Austausch zum Denken und gemeinsamen Denken und Sprechen zur Verfügung zu stellen. Und das ist natürlich eine hervorragende, wie ich finde, Möglichkeit und das beschreibt auch schon deutlich meine Motivation, hieran teilzuhaben, also ein Teil des Teams zu sein, das mit dieser Form Heilpädagogik bespricht, beackert. Das ist für mich hochattraktiv und gleichzeitig lässt sich damit ja auch die Attraktivität dieser Disziplin und Profession sehr gut verdeutlichen, denke ich. Und genauso vielfältig wie die Heilpädagogik erscheinen kann, sind glaube ich, die Möglichkeiten, die uns ja der Berufsverband über die Idee dieses Podcasts hier auch bietet, mit Fachleuten aus unterschiedlichsten Richtungen ins Gespräch zu kommen. #00:10:46‑6#

Rihab Chaabane: Jan wie ist es bei dir? Gibt es was? Was hat dich motiviert, hier mitzumachen? #00:10:53‑5#

Jan Steffens: Hmmm, eher nicht meine Moderatorenskills, sondern eher, dass das Interesse tatsächlich so wie Philipp das gerade schon angesprochen hat. Ich finde das sehr, sehr spannend über Heil-, Sonder- und Behindertenpädagogik, wie auch immer man das jetzt nennt, nachzudenken. Und da. Das Gefühl, dass es teilweise sehr komplexe Fragen stellen sind und manchmal aber auch ganz einfache Sachen dabei sind und irgendwie nur im Austausch miteinander wir darauf kommen und dieses laut nachdenken in diesem Podcast und auch so nachdenken dürfen, dass man vielleicht auch Fragen nicht beantworten kann, sondern eher aufwirft oder auch sich vielleicht bestimmter blinder Flecken vergegenwärtigt usw.. Das, finde ich, ist eigentlich das Schöne. Und besonders daran gefällt mir, dass vielleicht ich in dieser Rolle jetzt bin, dass ich gar nicht so viel nur laut nachdenken muss, so aktiv, sondern auch mit Gästen spreche und die fragen kann. Und ich bin wirklich gespannt und interessiert daran, was sie zu diesen teilweise sehr komplexen Fragestellungen oder oder sehr ich sage mal Fragestellungen, die uns unter den Fingernägeln brennen, was die dazu zu sagen haben. Und da freue ich mich wirklich drauf. #00:12:17‑0#

Rihab Chaabane: Ich verrate euch mal mein ganz geheimes Motiv, warum ich hier bin. Und zwar wollte ich unbedingt bei dem allerersten Heilpädagogik-Podcast der Geschichte dabei sein und ich habe die Ehre, diesen auch noch zu moderieren. Also ich hätte mir glaube ich als Studierende oder auch so im Berufseinstieg oder auch sonst die letzten Jahre meiner Praxis hätte ich mir wahrscheinlich so ein Format gewünscht, wo ich auch in meiner Freizeit irgendwie Expertinnen oder auch Personen, von denen ich sonst die Bücher lese oder so einfach denen mal zuhören, wie sie über bestimmte Themen denken, die mich ja in meiner Praxis oder in meiner Forschung auch beschäftigen. Und das finde ich als Format einfach super, Super cool, dass es das jetzt für die Heilpädagogik gibt und dass wir damit auch. Ich glaube, die Heilpädagogik ist immer noch nicht so bekannt, wie wir es gerne hätten und wird halt oft doch mit anderen Disziplinen verwechselt oder in einen Topf geworfen. Und dass wir hier mit dem Format die Möglichkeit bekommen, dieses Profil der Heilpädagogik, was ja super vielschichtig auch ist aus Wissenschaft und Praxis und Forschung und Politik und was alle Ebenen, die dann noch mit zusammenkommen, dass wir das hier so ein bisschen bekannter machen können, darauf freue ich mich besonders. #00:13:33‑0#

Jan Steffens: Genau. Und du hast ja jetzt schon angesprochen, was alles an Themenfeldern dazukommt und was wir abdecken, so versuchen abzudecken an Themenfeldern. Also wir werden eine Folge haben und ihr ergänzt wenn ich jetzt nicht alle nenne, aber wir werden eine Folge haben zu politischer Arbeit oder Heilpädagogik politisch denkend. Wir werden auch auch kritische Stimmen zu Wort kommen lassen. Auch kritische Stimmen, die was dazu sagen, haben dazu Gäste. Das Thema Sprache wird aufkommen. Welche Bedeutung hat Sprache auch in der Heilpädagogik? Also da sind wahnsinnig viele Themenbereiche, die schon so dieses, dieses weite Feld andeuten, in dem wir uns bewegen. #00:14:23‑2#

Philipp Bryant: Und speziell darauf freue ich mich auch. Zum Beispiel zu diesem Thema Sprache etwas erarbeiten und im Endeffekt ja hören zu können, weil Sprache ja so etwas wie der Flaschenhals ist, durch den alles durch muss, was wir, wenn wir über die Arbeit mit Menschen im Kontext von Behinderten oder Heilpädagogik, wie auch immer man das jetzt nennen mag, wenn wir darüber nachdenken und unser Handeln planen. Es muss ja alles kommuniziert werden. Also es verspricht wirklich höchst spannend zu werden. Und dieser Faszination Heilpädagogik, der wir auch eine eigene Folge widmen, der können wir hier wirklich, glaube ich, in einem ganz tollen Rahmen nachgehen. #00:15:06‑5#

Rihab Chaabane: Ja, und magst du uns noch ein bisschen Einblick geben in die Struktur, so der Folgen dieser Staffel zum Rhythmus? #00:15:16‑4#

Jan Steffens: Ja, als. Und bekanntermaßen sehr strukturierte Personen. #00:15:22‑6#

Rihab Chaabane: Deswegen habe ich mir diese Frage gestellt, weil ich eigentlich nicht schon wieder herausfordern will. Ich weiß es sehr gut. Ich glaube, ich. #00:15:30‑9#

Jan Steffens: Gibt mir mein Herz sehr genau. (…) Die Struktur wird und gerne könnt ihr es auch wieder ergänzen. Die Struktur wird so sein, dass du eigentlich als Ankerwomen oder als Kern, sozusagen als Konstante immer im Moderationsteam dabei bist und Philipp und ich abwechselnd dich ergänzen oder dazukommen und jeweils immer eine Person dabei ist, die dann als Gast das eigentliche Wort hat. Und wir haben uns für jede Folge ein Überthema, von dem ich gerade schon so ein bisschen, ähm, die schon so ein bisschen gespoilert habe oder angekündigt habe, ein Thema aussuchen und diese Themen dann mit den Gästen jeweils diskutieren. Nicht mit dem Wunsch, das Thema abschließend zu behandeln, sondern eher ähm, äh, ja, so wie soll ich sagen, als gemeinsames Denken Fragen aufwerfen und vielleicht auch bestimmte Themen den Zuhörern nahebringen, die vielleicht ja in irgendeiner Form, über die man nachdenken kann? Genau. Was kann man noch zur Struktur sagen? Fällt euch was ein? #00:16:53‑1#

Philipp Bryant: Ja, also was wir ja schon selber, das hast du ja heute schon einmal durchleben dürfen was auf jeden Fall immer eine Aufgabe an die Gäste, die wir willkommen heißen dürfen, hier sein wird. Ist der Elevator-Pitch, also die Frage, die ja schon sehr komplex sein wird, jedes Mal eben mit dem Versuch von 90 Sekunden nicht zu überschreiten, zu beantworten. Das wird es jedes Mal geben. Und wir wollen neben aller fachlichen Tiefe und Breite, die wir mit dem jeweiligen Gast oder der Gästin in der Folge entwickeln, natürlich auch so ein paar kleine Hinweise auf die Person, die hinter dieser Meinung steht, erarbeiten. Und das wollen wir ja gerne mit so etwas wie A oder B fragen, also der zugespitzten Herausforderung, die eine Entscheidung nach sich zieht. Ja auch im Podcast platzieren. #00:17:46‑5#

Rihab Chaabane: Auf Philipp, ich würde das sehr gerne mit dir gleich ausprobieren. #00:17:49‑5#

Philipp Bryant: Okay, ich bin gespannt. #00:17:53‑1#

Rihab Chaabane: Vorher noch eine Ergänzung: Ich weiß nicht, ob ich es gesagt habe. Einmal im Monat soll eine Folge rauskommen, jetzt erst mal für die erste Staffel und wir versuchen uns unter 60 Minuten zu halten. Wir haben alle einen Sprechberuf, lieben das Sprechen und unsere Gäste auch. Das wird unsere Challenge sein, da immer unter der Stunde zu bleiben. Aber geplant ist ungefähr, dass wir eine Stunde in den Austausch gehen. Genau. Bevor wir abschließen, probieren wir das gleich mal aus. A oder B ähm. Philipp, aus aktuellem Anlass. Kalt- oder Warmduscher? #00:18:27‑8#

Philipp Bryant: Auf jeden Fall Warmduscher. #00:18:31‑2#

Rihab Chaabane: Okay. #00:18:34‑7#

Philipp Bryant: Ich nehme den Ball mal auf und Jan, würde dich gerne fragen. Behinderung oder Beeinträchtigung? Wie nennst du es? #00:18:44‑1#

Jan Steffens: Das ist also nicht zu beantworten. Leider. Der Unterschied zwischen beiden. Also ich würde es nicht gleichsetzen. Ich setze den Joker. #00:18:57‑7#

Rihab Chaabane: Gesetzt, den Joker. Das gibt es nämlich auch diese Möglichkeit. Genau. #00:19:01‑6#

Philipp Bryant: Ja, jetzt habe ich ja gerade so ein bisschen eine unlösbare Aufgabe gestellt. Dann würdest du Parteinahme oder Selbstbestimmung als Zielrichtung unserer Arbeit verstehen, Rihab? #00:19:17‑2#

Rihab Chaabane: Parteinahme. Okay. Das ist gemein. Oh ja. Jetzt weiß ich, wie sich das anfühlt. Das nicht erläutern zu dürfen. Aber ja, wenn, müsste ich mich für Parteinahme entscheiden. Okay. Ja, genau so läuft das dann mit diesen A oder B Fragen auch sehr gemein. Fast so gemein wie der Pitch. Merke ich gerade. Ähm, ja, wir kommen auch schon zum Ende der Kickoff-Folge. Heute nehmen wir uns keine Stunde Zeit, sondern es ging ja nur darum, wirklich einen Einblick zu geben und so die wichtigsten Fragen zu klären. Ja, und wenn ihr, liebe Zuhörende, auch Anregungen, Wünsche habt, auch an Themen, an Gästen, wenn ihr Kritik an uns habt, Verbesserungsvorschläge oder mit uns in irgendeiner Form in Austausch kommen wollt. Wir würden sehr gerne diesen Podcast auch als ein interaktives Format verstehen, wo ihr euch einfach auch beteiligen könnt. Und das geht über E-Mail und zwar über Podcast@bhponline.de. Ihr findet diese E-Mail-Adresse auch in den Shownotes. Und wir freuen uns auch über eure Beiträge. Ansonsten freue ich mich auf all das, was kommt. Ich freue mich auf euch! Philipp und Jan. #00:20:28‑9#

Philipp Bryant: Dankeschön! Das kann ich nur zurückgeben. #00:20:31‑5#

Jan Steffens: Ja, ich freue mich auch. Bin mega neugierig auf alles, was jetzt so kommt. #00:20:36‑2#

Rihab Chaabane: Bis zur Folge eins. Tschüss. #00:20:39‑5#

Jan Steffens: Tschüss.
Philipp Bryant: Ciao.


Die Moderator:innen

Rihab Chaabane

„Ich bin besonders stolz, Teil des ersten Podcast zum Thema Heilpädagogik überhaupt sein zu dürfen“

Rihab Chaabane ist Heilpädagogin (M.A.), Referentin und systemische Supervisorin. Sie wird als Hauptmoderatorin in jeder Folge des BHP-Podcasts dabei sein.

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Dr. Jan Steffens

Jan Steffens ist Diplom-Behindertenpädagoge und Co-Moderator im BHP-Podcast. Außerdem leitet er das Forschungsprojekt „Inklusion im Resonanzraum Schule (IReS). Schulentwicklung als sozial-emotionales Antwortverhältnis in einer pluralen Gesellschaft“ an der Universität Bremen. 

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Philipp Bryant

Philipp Bryant wird die Co-Moderation im BHP-Podcast übernehmen.

Philipp ist Dipl. Heilpäd. MA Soziale Inklusion, Systemischer Familienberater und arbeitet als Dozent an der Evangelischen Hochschule RWL Bochum. Dort lehrt und lernt er rund um die Themen Theorien der Heilpädagogik und Inklusion, Theorie-Praxis-Transfer und Professionalisierung.


Gearbeitet hat Philipp Bryant in der Behindertenhilfe, den HzE und der Beratung.